Dekadenz finden
Ja, ich höre. Bin schon auf sendung. Schulljung dass ich nicht so arg regelmässig beitrug in letzter zeit, aber mein dekadentes leben in der schweiz lässt es leider grad kaum zu. Ich muss immer noch zu viele kartons in meiner dekadenten wohnung mit seeblick auspacken. Und von einem bugatti veynon mit monegassischem kennzeichen bin ich heut beim mittagessen auch fast überfahren worden (das passiert dir im prenzlauer berg NIE!). Die dekadente wohnung hat ganz neu ein oberunpraktisches aber chíces cerankochfeld und ein neues enddekadenten ‘Zug Combair-Steam S 60′ backofenähnlichen garungscenter. Wow! Was tun damit?
Frau K. bastelt ob ihrer herkunft gerne bibimbap. Bap oder bab, wie man will, heisst soviel wie ‘mahlzeit’, ‘reis’ oder ‘essen’ - was praktisch aufs gleiche rauskommt. Und bibimbap ist in der regel reis mit allem von irgentwas drin. Hackfleisch, zucchini, pilze, spiegelei, frühlingszwiebeln. You name it. Der holländer versteht unter ‘pap’ nur haferpampe. Da sieht man mal wieder die weltunterschiede. Aber egal. Das koreanische bibimbap ding war hier schon mal gegenstand der betrachtung (ich finds grad nicht wieder, sonst würd ich’s verlinken) und das nahm ich als baustein für einen abend der crossover-essensbereitung in der neuen dekadenten küche:
Asiatischen klebeartigen reis mit der (für mich) neuen ankochautomatik des total schwul zu bedienenen cerankochfelds im topf kochen. Warmhalten wenn zu früh fertig. Bedienungsanleitung rauskramen und nach ergiebiger lektüre im ‘Zug Combair-Steam S 60′ zucchini, möhren und champignonstückskes in der offenen flachen schale gar steamen. Salzen. Warmhalten. Das dauert schon mal ne weile, weil man erst mal rausfinden muss wie man den steamer mit den vielen knöppen zum ersten mal so in gang bringt dass er das tut was man will. Dann seine lieblingsgusspfanne rausholen und die gesalzenen lammfilets brutal kurz und brutal heiss anbraten. ‘Brutal’ ist ein hierzulande gerngebrauchter elativ. Dann das filet in einer schale bei 100 celsiusgraden ‘umluft’ in den ‘Zug Combair-Steam S 60′ packen und die sonde des digitalen fleischtemperaturthermometers fleischstückzentral platzieren und mit dem ‘Zug Combair-Steam S 60′ verkabeln damit man daraufhin endtemperaturautomatisch garen lassen (!) kann. Bis zur fleischkerntemperatur von 63 grad celsius hochfahren und automatisch abschalten lassen. Das gerät piept an der stelle, kann man sich also gut merken. Das gedünstete gemüse unter den reis heben, mit koreanischer chilipaste nach geschmack versetzen, in eine endbenutzerschale packen. Das ultimativ punktgenau gegarte lammfilet in feine tranchen aufschneiden und diese im kranz auf dem bibimbap artigen gemisch drapieren. Salatmischungstüte aus dem coop (hier nicht koh-opp, sondern ‘kohp’!) aufreissen. Eine kleine hand voll salat ins zentrum rücken. Rosmarin druff und das kanze mit trüffelöl überträufeln bevor man frisch gemahlenen pfeffer aufrieselt. Nach nicht ganz 3,5 stunden ist das erste essen aus dem ‘Zug Combair-Steam S 60′ fertig! Und was soll ich sagen: es war sogar dekadent geil lecker.
So siehts aus:
Das einzige was noch optisch stört sind die löcher im fleisch von dem ollen fleischthermometer. Aber auf die fernsensorische fleischkerntemperaturmessung im ofen müssen wir wohl noch eine weile warten. Solange heissts nach gefühl im ofen zartgaren oder löcher hinnehmen.
Wunderschön, wenn Ihr nur auf das unsägliche Trüffelöl verzichtet hättet!
Kommentar von fressack — 15. September 2007 @ 1:33 vormittags
Das mit dem trüffelöl ist anscheinend wie mit Prince (the artist formerly known as TAFKAP). Entweder man findet es geil oder scheisse. Total binär. Ich habe hier esser die gerade _wegen_ des trüffelöls vom baum geklettert kommen. Hach wie divers die welt ist!
Kommentar von groefaz de la cuisine — 16. September 2007 @ 9:12 nachmittags