Heiligabend bei den Eltern
Es ist für mich nicht ganz nachvollziehbar, wieso so viele, auch von meinen Freunden und Bekannten, wegen Weihnachten rumjammern. Ich bin gern an Heiligabend bei meinen Eltern - es gibt immer gutes Essen und wir amüsieren uns. ATB hat mich vor Weihnachten ganz besorgt gefragt, ob es denn bei mir auch so sei, dass ich nur unter stillem Protest und aus Pflichtgefühl vorbeikomme und da kann ich nur sagen: Nein. Ich mag meine Familie.
Warum gehen die Menschen zu ihrer Familie an Weihnachten, wenn sie alles schrecklich finden? Warum fangen sie keine eigenen Traditionen an, um Weihnachten schöner zu gestalten? Es wird doch niemand daran gehindert, Weihnachten mit einer Wahlfamilie zu feiern, wenn die Geburtsfamilie so stressig ist.
Unser Heiligabendritual hat sich über die Jahre immer mal wieder ein wenig verändert - zur Zeit sieht es so aus, dass wir uns am Nachmittag zum Kaffee treffen und danach langsam mit den Vorbereitungen für das Abendessen anfangen. Vielleicht nicht ganz unwichtig: das Menü wird spätestens in der Adventszeit abgesprochen und auch geklärt, wer für welchen Teil verantwortlich ist. Wenn dann mehr oder weniger alles vorbereitet ist, findet die Bescherung statt - mit Bubbelwasser - meist so gegen halb sechs. Wenn alle ein wenig mit ihren neuen Sachen gespielt haben, wird fertig gekocht und in aller Ruhe gegessen. Dieses Jahr vier Gänge, aber auch die Gangzahl ist abhängig davon, wieviel Aufwand wir in dem entsprechenden Jahr treiben wollen. Wenn das Essen dann mit Espresso abgeschlossen wird, gehe ich meist nach Hause, Little Sister grundsätzlich zum Turmblasen, ATB meist auch mit und Onkel Mattel wollte eigentlich sich das Turmblasen dieses Jahr auch anschauen, war dann aber vom vielen guten Essen ein wenig träge und hat lieber mit dem Aufräumen angefangen.
So, nun zum eigentlichen Zweck des Postings - das Menü:
- Tomatenessenz mit Basilikumnockerln
- Spinat-Avocado-Salat
- Lammkeule, Bohnen mit Knoblauch, Zitrus-Mokka-Möhren und Rosmarinkartoffeln
- Mousse au Chocolat Tarte
Tomatenessenz
für 4 Portionen
- 1 EL Butter
- 1kg wirklich reife, sonnenreife Tomaten
- 100g Suppengrün (also ein wenig Möhre, Sellerie, Zwiebel…)
- 1 EL Tomatenmark
- 1l Gemüsebrühe
- 1 Stück Sellerie
- 1/2 Stange Lauch
- 5 Eiweiß
- Salz, Pfeffer, evtl. Zucker
Idealerweise fängt man mit der Vorbereitung für diese Suppe am Vortag an. Es geht auch, wenn man am selben Tag morgens anfängt, wird dann aber ein wenig stressiger als unbedingt notwendig. NB: die Essenz ist nicht in dem Sinne schwierig, nur aufwendig.
Die Tomaten eher fein würfeln. Das Suppengemüse sehr fein würfeln, wirklich. Die Butter in einem großen Topf schmelzen lassen und die Tomaten darin anziehen. Das gewürfelte Gemüse dazugeben und 3-4 Minuten dünsten. Das Tomatenmark dazugeben, mit Brühe auffüllen und ca. 30 Minuten köcheln lassen. Durch den feinsten Einsatz in der flotten Lotte passieren. Dann vollkommen erkalten lassen, am besten im Kühlschrank. Lauch und Sellerie auch sehr fein würfeln und mit den leicht verschlagenen Eiweiß mischen und auch in den Kühlschrank stellen. Beides mischen und vorsichtig so erwärmen, dass die Suppe ca. 10° unter dem Siedepunkt ist. Da die nächsten 2 Stunden halten und ab & zu umrühren. Durch ein Mulltuch gießen, man erhält die fertige Tomatenessenz. Sofort essen oder bis zum Gebrauch im Kühlschrank lagern, dann aber beim Erhitzen wieder vorsichtig sein und nicht kochen.
Ich habe als Einlage Basilikumnockerln verwendet, aber es gehen auch feine (enthäutete) Tomatenwürfelchen, überbrühte Orangenzesten oder geschmacklich passende Ravioli, Maultaschen oder dergleichen.
Basilikumnockerln
ergibt ca. 12 Stück
- 60g weiche Butter
- 2 Eigelb
- 60g Grieß
- 60g Quark
- 1 BD Basilikum
- Salz, Pfeffer
Butter und Eigelb schaumig rühren, restliche Zutaten unterrühren, kräftig würzen. Mit ein, zwei Teelöffeln die Nockerln abstechen. Ca. 4 Minuten im leicht siedenden Salzwasser ziehen lassen. Fertig. Meine Nockerln sind nicht sehr formschön geworden, ich vermute, dass ich den Teig einfach ein wenig zu feucht hatte - Eier lieber Größe M als Größe L oder die Grießmenge anpassen.
Spinat-Avocado-Salat
4 Portionen
- 200g Babyspinat, resp. anderen jungen und zarten Spinat
- 2 mittelgroße, reife Avocados
- 3 EL Olivenöl
- 1 El Zitronensaft
- 1 TL groben Senf
- Salz, Pfeffer
Spinat waschen, trockenschleudern und in mundgerechte Stücke zupfen. Avocados schälen und würfeln. Aus den restlichen Zutaten eine Vinaigrette herstellen. Alles mischen und sofort servieren.
Lammkeule
Onkel Mattel hat eine halbe Lammkeule mit Zwiebeln und Thymian aus dem Backofen gezaubert, zerlegt biete sich folgendes Bild:
Dazu gab es
Bohnen mit Knoblauch
Zitrus-Mokka-Möhren
Rosmarinkartoffeln
- 1kg eher kleine, festkochende Kartoffeln
- 2 EL frischen, gehackten Rosmarin
- 2 Knoblauchzehen, gehackt
- 2 EL Olivenöl
- grobes Meersalz
Den Ofen auf 200° vorheizen. Die Kartoffeln schrubben und mit der Schale in Ecken schneiden. Alle übrigen Zutaten mischen und dann über die Kartoffeln geben, am besten mit den Händen alles ordentlich mischen. Auf ein Blech geben und je nach Größe der Kartoffeln 30-45 Minuten backen.
Wir nähern uns dem Ende. Und der Grenze der Magenkapazität. Es fehlt nur noch das Dessert:
Mousse au Chocolat Tarte
Teig:
- 280g Mehl
- 200g kalte Butter
- 50g Kakaopulver
- 120g Puderzucker
- 1 Eigelb
- 1 Prise Salz
Füllung:
- 300g Zartbitterschokolade, gute. Das macht wirklich einen Geschmacksunterschied.
- 600ml Sahne
- 4 Eigelb
- Kakaopulver zum Bestreuen
Auch hier gilt: es ist deutlich stressfreier, wenn man einen Tag vorher anfängt. Es geht auch am gleichen Tag - ich habe das gemacht, aber entspannter ist mit mehr Zeit.
Aus allen Zutaten rasch einen glatten Mürbeteig herstellen, in Folie wickeln und mindestens 30 Minuten in den Kühlschrank geben. Den Ofen auf 180° vorheizen und eine 26er Tarten- oder Springform fetten und mehlen. Die Form mit dem Teig auskleiden und ca. 20 Minuten blind backen, in der Form abkühlen lassen.
Die Schokolade fein hacken. 200ml Sahne zum Kochen bringen, darin die Schokolade auflösen. Restliche Sahne steif schlagen. Die Eigelb so lange schaumig schlagen, bis sie weiß werden. Erst die Schokoladensahne unterrühren, dann die geschlagene Sahne unterheben. Auf dem Tortenboden verteilen und an einem kühlen Ort fest werden lassen. Bei uns hat eine Stunde auf dem Balkon gereicht, andere stellen alles einfach über Nacht in den Kühlschrank. Mit dem Kakaopulver bestreuen und die Stücken verteilen. Dazu gern ein wenig Espresso.
Nach Hause rollen.
Das hört sich aber wirklich lecker an! Ich liebe Lammfleisch mit grünen Bohnen und Knoblauch. (Heute gibt’s aber die Weihnachts-Ente, die steht schon im Ofen.)
Kommentar von der Nerd am Herd — 25. Dezember 2007 @ 5:54 nachmittags
Ohh mann, ich war eh svchon so hungrig
Kommentar von creativesideburner1 — 27. Dezember 2007 @ 3:02 vormittags
warum leute feiertage mit leute verbringen, die sie nicht besonders mögen und mit denen sie eigentlich nicht besonders auskommen, sich den bauch vollhauen mit sachen, die ihnen in dem maße nicht bekommen, weiß ich auch nicht. vielleich weil blut dicker ist als wasser? keine antwort, die ich wirklich befriedigend finde.
ich jedenfalls war am 24. gut vier stunden bei mutter und schwester. nicht nur, daß wir es miteinander länger friedlich als zehn minutesn ausgehalten haben, es war sogar ganz ok. und bescherung? meine schwester findet sowas toll, ich für meinen teil schenke gern; generell und am liebsten dinge, die nicht in der vitrine verstauben oder beim nächsten julklapp im büro auf nimmerwiedersehen verschwinden. geschenke bekommen finde ich hingegen gar nicht so toll. fühlt sich irgendwie komisch an.
am 26. war ich zu einer sehr lieben freundin eingeladen, der gegenüber ich meinen dank und meine wertschätzung nicht einmal annähernd ausdrücken kann. leider war ich an dem abend keine gute gesellschaft und mir gings auch schon einige tage nicht gut. ich hoffe, ich gehe da nicht falsch in dem schluß, in solchen fällen zu gehen und die anderen ihrer guten stimmung auszusetzen.
und was die feiertagszeit mit der nicht-wahlfamilie betriftt: vielleicht, weil man sie trotzdem liebt.
Kommentar von m — 27. Dezember 2007 @ 10:59 nachmittags
@m:
völlig valides Argument, wenn Du sagst, dass man hingeht, weil man seine Familie trotz der Probleme liebt. Aber dann finde ich sollten die Menschen vorher nicht so demonstrativ jammern, wie schlimm es wäre, dass sie gezwungen werden, ihre Familie zu besuchen.
Zum zweiten Feiertag: ich bin mir sehr sicher, dass Dir keiner böse gewesen ist. Eher haben sich alle ein wenig Sorgen gemacht, weil es Dir nicht gut ging.
Kommentar von kochschlampe — 27. Dezember 2007 @ 11:47 nachmittags
Genau, Jammern ist doof. Ich fahre schon seit Jahren nicht mehr zum Weihnachsstress zu meiner Familie. Seitdem haben wir uns viel viel lieber. Und das mit dem Kochen mach ich eh am liebsten mit meinen Freunden, ich gebe Anweisungen, sie schnippeln. Und alle machen mit, weil sie denken, ich hätte mehr Ahnung. Hab ich aber gar nicht, psst!
Kommentar von dontblog — 28. Dezember 2007 @ 12:30 vormittags
Da fehlt ein “t” bei Weihnachtsstress. Das ist hiermit nachgeliefert.
Kommentar von dontblog — 28. Dezember 2007 @ 12:31 vormittags