Himbeeri hat gerufen und ich habe gehört. Und nachgeschaut. Und überlegt. Und schlussendlich dann gebacken und fotografiert. Ich habe mich dazu entschieden, etwas aus dem Kochbuch meiner Grossmutter zu backen. Meine Grossmutter ist zum Ende des zweiten Weltkrieges wie so viele andere auch aus Ostpreussen geflohen. In ihrem Fall bis ins Ruhrgebiet und erstaunlicherweise hat sie dabei das Kochbuch mitgenommen. Es ist das Dr. Oetker Schulkochbuch in der Ausgabe von 1937. Das Buch ist (wenig überraschend) nicht im besten Zustand, nachdem es nicht nur die Flucht überlebt hat sondern danach auch noch jahrzehntelang im Einsatz gewesen ist. Es wohnt jetzt schon ein paar Jahre bei mir und ist sicher Beiseite gelegt.
Denn ich habe vor 2-3 Jahren ein baugleiches Kochbuch auf einem Flohmarkt gefunden. Baugleich: auch die Ausgabe von 1937 allerdings in einem deutlich gepflegteren Zustand. Beim Ersatzexemplar habe ich keine Hemmungen damit zu kochen und schaue immer wieder gern rein. Generell finde ich die Dr Oetker Schulkochbücher total spannend, weil sie immer eine theoretische Einführung haben und damit einen guten Überblick über den Stand des Wissens zur Ernährung zum Zeitpunkt der Herausgabe geben. Ich habe definitiv nicht alle, aber neben den beiden hier auch einen Reprint des allerersten Koch- und Backbuchs von Dr. Oetker. Das ist unter anderem deswegen spannend und informativ, weil da noch die Angaben stehen, wie man Tütenpudding etc. machen kann, wenn man die Fertigmischung nicht zur Hand hat.
In dieser Runde habe ich mich für den gedeckten Apfelkuchen entschieden. Ich hatte eh schopn länger wieder Lust auf Apfelkuchen und in der Woche hatte mein Markthändler die ersten Boskoop der neuen Ernte mit dabei. Mit Warnung: die sind aber noch ganz schön herb. Und hat empfohlen, die mit einer anderen, süsseren Sorte zu mischen, auch wenn dabei die Kocheigenschaften nicht ganz so gut sind. So kam es, dass die Apfelfülle eine Mischung aus Boskoop und Rubinola wurde. Immer noch sehr herb, aber sicherlich besser als nur mit den Boskoop zu arbeiten. Ergebnis im Ganzen:
Was man nicht erkennen kann, obwohl ich mir Mühe gegeben habe, ist, dass ich den Teigdeckel in mehr oder weniger gleichmässige Streifen geschnitten habe. Well, es muss noch Verbesserungsoptionen geben. Ich mag Apfelkuchen und insbesondere gedeckten. Der hier ist keine Ausnahme: wunderbarer Sonntagskuchen, am besten schon am Sonnabend backen.
Gedeckter Apfelkuchen
26er Springform
Knetteig
300 g Mehl
2 TL Backpulver
100 g Zucker
2 TL Vanillezucker
1 Eiweiss
1 EL Milch
150 g Butter
Füllung
1 kg Äpfel
Zucker nach Geschmack und Säure der Äpfel
1 Msp. Zimt
3 EL Rum
50 g Rosinen
Bestreichen
1 Eigelb
1 EL Milch
26er Form fetten und mehlen. Rosinen mit Rum übergiessen und Beiseite stellen.
Mehl und Backpulver mischen, eine Mulde in die Mitte bauen. Da hinein Zucker, Gewürze, Eiweiss und Milch geben. Mit einem Teil des Mehls zu einem Brei verarbeiten. Darauf die kalte Butter in Stücken geben und rasch zu einem glatten Teig kneten. In Klarsichtfolie wickeln und wenigstens eine halbe Stunde kalt stellen.
Währenddessen den Ofen auf 175° vorheizen und die Äpfel Schälen, entkernen und in Stücke schneiden. Apfelstücke mit Zucker, Zimt und Rumrosinen (inkl. Flüssigkeit) leicht dünsten.
Aus gut einem Drittel des Teiges den Boden formen und in die Springform geben. 10-15 Minuten backen, bis der Boden hellgelb ist. Soweit auskühlen lassen, dass sich alles gut anfassen lässt. Aus einem weiteren knappen Drittel einen hohen Rand bauen. Apfelfülle hineningeben. Restlichen Teig in Grösse der Form ausrollen und als Deckel auflegen.
Eigelb und Milch verquirlen und auf den Deckel streichen. Mit einem Teigrädchen (oder in Ermangelung dessen mit einem scharfen Messer. Teigrädchen ist hübscher) den Deckel in gleichmässige Streifen schneiden. Im unteren Drittel des Ofens in 25 Minuten fertig backen.
Auskühlen lassen. Essen. Aber bitte mir Sahne.
Schmeckt lauwarm gut und am nächsten Tag in zimmerwarm noch besser. Irgendwie wird der Geschmack mit 1-2 Tagen Lagerung harmonischer.
So lange hat das Buch überlebt, klasse! Klasse ist auch Dein Kuchen. Und dann hast D sogar noch die passenden Teller und Tassen. Ich komm nicht mehr hier weg, ich bin starr vor Ehrfurcht.
Der Kuchen übrigens….den hat meine Oma auch immer so gemacht, glaub ich….
Der sieht super aus! Hatte diesen Herbst noch gar keinen Apfelkuchen … Sollte ich demnächst ändern!
Herzlichen Dank für deine Teilnahme bei meinem Event. Das alte Backbuch ist der Hammer!
@magentratzerl: Ich glaube, den Kuchen haben alle backenden Grossmütter so oder so ähnlich gemacht. Leider habe ich von solchem Geschirr keine kompletten Sets, die sind immer nur für einen. Ich sollte nicht nur Einzelstücke kaufen…
@Anikó: Mach den – der ist gut und riecht und schmeckt heimelig, zum Wohlfühlen.
@Himbeeri: Danke Dir für’s Ausrichten! Ja, das Buch hat schon das eine oder andere erlebt.