Ankunft im Nirgendwo

Ankunft im Nirgendwo

Das ist der Bahnhof in Marquardt. Wirklich. Das einzige, was nicht drauf ist ist einerseits die Brücke über die Gleise und die Schutzhütte, wenn man bei Ekelwetter auf den Zug warten muss. Ansonsten… Pampa. Was man hier nicht erkennen kann ist, dass ein Großteil des Grüns im Hintergrund schon Obstbäume sind. Die sind auch der Grund, weswegen die Kleine Prinzessin und ich an einem Bahnhof, der kaum als solcher zu erkennen ist, ausgestiegen sind. Wir hatten eine Hamsterfahrt geplant. Meine Großmutter hat gen Ende des zweiten Weltkrieges Hamsterfahrten nach Brandenburg gemacht – aber während es bei ihr bittere Notwendigkeit war, ist es für uns beide einfach Spaß an der Freude. Wir wollten (und haben) Obst gepflückt, Äpfel und Pflaumen. Netterweise gab es gleich noch einen Hofladen mit Produkten aus der Region, wo wir uns auch gleich noch hätten totkaufen können, uns aber ganz erwachsen auf Sachen beschränkt haben, die wir entweder brauchten oder zumindest mit hoher Sicherheit sinnvoll verbrauchen können.
Das Obstgut ist wunderbar – das einzige, was ihnen wirklich sehr fehlt, ist ein Lageplan. Die Plantage (falls das das richtige Wort ist) ist nicht besonders klein und es würde helfen, wenn man nicht über das halbe Gelände irren muss, bis man die Sorten erreicht, die einen interessieren. Wir haben uns als erstes für Pflaumen entschieden.

Pflaume im Gegenlicht

Pflaume im Gegenlicht

Die Pflaumen hingen dicht an dicht an den Ästen, vollreif, süß und saftig. Es war einfach wunderbar. Ich habe gegessen und gegessen – schließlich mussten wir den besten Pflaumenbaum finden. Eigentlich dachten wir, dass wir einen Baum abernten würden… aber dann hätten wir ganz sicher nicht auch noch Äpfel nach Hause tragen können.

Das reife Glück

Das reife Glück

Nach einiger Zeit des Erntens und Essens brauchten wir dringend eine Pause und ich vor allem sehr dringend eine meiner mitgebrachten Stullen mit Ziegenkäse und Tapanade: mir wurde langsam ein wenig schlecht von dem ganzen vollreif-süßen Obst. Abgesehen davon war es einer der schönsten Spätsommertage: sonnig und warm. Und wir waren vollkommen allein in dem Teil des Obstgartens und hatten eine idyllische Ruhe. Großartig.

Die wohlverdiente Pause

Die wohlverdiente Pause

Überhaupt: es gab zwar den einen oder anderen, der auch noch Obst gesammelt hat, aber ich hätte wirklich gedacht, dass es voller werden würde. Meist waren es mittelalte Paare, die mit ihrem Kombi durch den Obstgarten gefahren sind und alles gleich in die Kisten im Kofferraum gesammelt haben. Sehr viele pflücken dort ihren Jahresvorrat an Äpfeln. Anscheinend lassen die sich sehr gut lagern: einer der Herren meinte, dass er aus der Vorjahresernte die letzten Äpfel im Juni gegessen hat und dass sie dann erst angefangen haben, oll zu werden.
Anwesende Familien, es gab ein paar, waren leicht an den Autos zu erkennen, in denen Kinder laut Musik hörten und ihre Köpfe über tragbare elektronische Spielgeräte beugten. Es war mir ein Rätsel, warum Eltern ihre Kinder da nicht aus dem Auto kippen und zum Mithelfen verurteilen… Obstessende, herumrennende Kinder gab es fast gar nicht. Sehr merkwürdig.

Apfelbäume, soweit das Auge reicht

Apfelbäume, soweit das Auge reicht

Und das ist der Part, wo ich wirklich gern einen Plan gehabt hätte. Ich wollte Backäpfel und auf einem Schild standen die angebauten Sorten, u.a. Boskoop. Nur gesehen habe ich die nicht. Zu sehen bekam ich Idared, Gloucester, Golden Delicious, Gala Delicious ohne Ende, aber keine Boskoop. Es gab nur den vagen Hinweis: die sind da hinten, in Richtung des Hügels.
Aha. Finde ich ja dann sofort. Ist ja zum Glück alles klein und übersichtlich.

Andere waren schon fleißiger...

Andere waren schon fleißiger...

Wie man sieht, waren die Professionellen schon fleißiger als wir und haben ordentlich Äpfel für Markt und Saftgewinnung gepflückt. Und nach vielem Suchen ist es uns gelungen, auch die Boskoop zu finden. Natürlich ganz hinten, in der vom Eingang entferntesten Ecke. Und auch als die Reihen gefunden waren…. die gesamten vorderen Bäume: alle leer. Nicht ein Apfel mehr in Sicht. Aber ganz, ganz hinten, da gab es dann noch Bäume MIT Boskoop. Glücklicherweise. Schließlich wollten wir dringend noch einmal einen Apfelstrudel backen.

Die eigene Beute

Die eigene Beute

Wir sind dann erschöpft, aber glücklich in Richtung Waage gelaufen. Wir hatten etwa 7 Kilo Pflaumen und 18 Kilo Äpfel gepflückt. Verteilt auf 2 Personen: unsere Rucksäcke waren prall gefüllt. Aber es blieb noch Platz für Kleinigkeiten aus dem Hofladen: Brot vom Krongut Bornstedt, Rotweinkäse einer kleinen Bauernkäserei und für die Kleine Prinzessin Schlehenwein, bei dem sie vom Verkäufer leicht zweifelnd angeschaut wurde. Mal sehen, ob der schmeckt. Alles andere ist auf jeden Fall großartig. Das Obst… und alles.

Ein wunderbarer Tag.