Ich hatte Lust, mal wieder ein wenig indisch zu essen. Indisch ohne Chili ist ein wenig wie Backen ohne Mehl. Es geht schon irgendwie, aber das Ergebnis ist nicht ganz das, was man normalerweise erwarten würde. Ich habe alles frei aus dem Handgelenk gemacht, also entspricht es maximal meiner Vorstellung von indisch und nicht der irgendwelcher Einheimischen, die mit dieser Küche groß geworden sind. Meine Wahl fiel auf ein mildes Blumenkohlcurry und auf Palak Paneer. Solange man den Paneer fertig im Kühlschrank hat, ist das auch wieder ein Essen, was schnell gemacht ist. Leider war mein Panir schon deswegen zu nass, weil Mitbewohnerette 2.2 nicht realisiert hat, dass der Käse zum Abtropfen in der Spüle steht und kurz vor Ende der eigentlichen Abtropfzeit volle Kanne Wasser hat drüber laufen lassen. (‘Ich dachte, das wäre dreckiges Geschirr.’ Nein, wirklich, das ist Essen. Und jetzt kann ich es nur noch mit mäßigem Erfolg einsetzen. Bitte denk ein wenig nach. Warum sollte in der Spüle in angeblich dreckigem Geschirr ein Handtuch liegen, das mit einem Glas Himalayasalzsole beschwert ist, hmmm…?).
Es war immer noch alles halbwegs zu retten, aber nicht ganz so schön, wie es hätte sein können. Indisiertes Essen ist geradezu prädestiniert dafür, das man es im Tiffin durch die Gegend trägt und da ich eh zu viel gemacht hatte, konnte ich am nächsten Tag ein gutes Mittagessen ins Büro tragen. Auf dem Heimweg vom Büro habe ich, mit Tiffin an der Hand, noch Schuhe abgeholt. Der Schuster, gefühlter Iraner, fühlte sich an sein heimatliches Dorf erinnert, wo wohl alle Schulkinder ihr Essen in so einem Henkelmann mitgegeben bekommen haben. Die Kinder, die sich mal schnell unterwegs was zu essen kaufen musste, wurden als arme Würstchen ohne treusorgende Familie betrachtet. So gern ich mir auch mein Essen selber mache und hin und wieder durch die Gegend trage: so viel Sozialkontrolle hätte ich dann doch nicht so gern. Immerhin konnte ich dem guten Mann den deutschen Namen für die Stahlbehälter nennen – er hat sich über die Erweiterung des Wortschatzes gefreut und fand es gleichzeitig kurios und lobenswert, dass ich mir mein eigenes Essen mitbringe.