Dringend stand am Neusiedler See ein Kanu-Ausflug auf dem Programm – zumindest für Anikó und mich. Zwerg wollte lieber nach Wien, aber ich hatte genug von Stadtbesichtigungen und wollte mich lieber in den Schilfkanälen des Sees von Mücken zerstechen lassen. Wobei… ich bin kaum gestochen worden, obwohl ich mich nicht mit Mückentod eingerieben habe. Ich bin einfach nicht süß genug, will es scheinen.
Für den Kanuausflug sind wir in den ungarischen Teil des Neusiedler Sees gefahren: hier gab es täglich Fahrten, die man buchen konnte, auf der österreichischen Seite hat das Naturschutzzentrum leider nur an einem Tag in der Woche solche geführten Touren angeboten. Eigentlich war es durchaus Teil des Plans, sich die Vögel anzuschauen, die da so wohnen…. aber als wir unterwegs waren, ist es so windig gewesen, dass die meisten Vögel lieber Zuhause im sicheren Nest geblieben sind, als sich den Böen auszusetzen. Immerhin haben sich auf den wenigen schilffreien Stellen Wellen mit kleinen Schaumkronen gebildet. In den Schilfkanälen selber hat man vom Wind glücklicherweise nicht so viel mitbekommen. Wer wie ich den Orientierungssinn eines bekifften Hamsters ist, der sollte hier nur mit Führer oder Navi unterwegs sein: für mich sieht ein Schilfkanal sehr ähnlich aus wie der andere und ich würde nur nach sehr vielen Irrfahrten wieder an den heimatlichen Hafen zurückfinden.
Wir waren mit einem jungen Mann des Naturschutzzentrums als Erklärbär und insgesamt 3 Kanus unterwegs: eine gute Größe. Nicht so gut: ich saß in dem Kanu, in dem außer mir alle ungarisch konnten und haben sich einen Großteil der Zeit auch darauf unterhalten. Da habe ich mich dann lieber auf den Ausblick konzentriert (und ich saß glücklicherweise ganz vorn im Bootchen). Ich bin nicht sicher, was das hier war:
Entweder eine Vogelbeobachtungsstation oder ein Überbleibsel aus der Zeit, da das hier noch Grenzregion war und den Grenzern dazu diente, zu schauen, wer sich gerade durch’s Schilf schleicht. Natürlich musste ich ein wenig auf dem Ding rumklettern… es gab eine Leiter und man hatte einen wunderbaren Ausblick, selbst wenn man nicht bis ganz oben sich durchgehangelt hat. Der ungarische Teil des Neusiedler Sees ist zu 85 % mit Schilf bewachsen und es gibt nur ein Kanalnetzwerk, auf dem man sich durch das Wasser bewegen kann. Die Kanäle werden künstlich offen gehalten, damit sich sowohl Fische als auch Vögel dort besser ansiedeln können. Und natürlich sind es 1a Wege für neugierige Touristen, die nicht immer nur kilometerweit grünes Schilf aus der Ferne sehen wollen, sondern auch mal wissen wollen, was für Viecher darin so leben.
Das Haus in der Ferne war zu Zeiten des Eisernen Vorhangs ein Grenzerhäuschen, mitten im Wasser. Faszinierenderweise müssen wir direkt am Häuschen vorbeigefahren sein: ich habe es nicht mehr gesehen, nachdem ich von dem Turm heruntergeklettert bin. Offene Wasserflächen waren an dem Tag sehr anstrengend zum Durchfahren: zuviel Wind und eigenltich grundsätzlich aus der falschen Richtung.
So sieht der See zu sehr großen Teilen aus: Wasser eher unsichtbar, dafür eine endlos große grüne Fläche. Und weil ich ein Geographie-DAU bin die Frage an Anikó: weißt Du noch, welche Stadt/welches Dorf man hier in der Ferne noch erahnen kann?
Wunderbar romantische Umgebung, man darf nur nicht an das ganze fliegende Kleinzeug denken und sollte immer jemanden bei sich tragen, den die Blutsauger viel lieber mögen als einen selber.
Es war ein wunderbarer halber Tag auf dem Wasser. Natürlich auch ein wenig anstrengend – schließlich war ich seit dem Ausflug die Spree runter zum Dämeritzsee nicht mehr Kanu fahren, das war während des heftigen Unwetters … 2002. Der damalige Ausflug hatte mich ja vor allem eines gelehrt: nie wieder Naturausflüge mit Nerds. Nerds muss man im Falle eines Falles mit Hilfe eines Kräfteparallelogrammes erklären, wie man das Paddel durch das Wasser ziehen muss und selbst dann wird es noch eine Herausforderung, nicht permanent im Schilf zu landen. Das Problem hatten wir zum Glück nicht. Und mit Anikó kann man 1a Ausflüge machen, auch auf dem Wasser.
Ts, Frau Kochschlampe, Sie wurden wohl gestochen, reagieren nur nicht so empfindlich wie meine Wenigkeit *g* Nächstes Mal nur noch mit Mückentod!
Zur Geographie-Frage: Ich weiß leider nicht mehr genau in welche Richtung das Photo aufgenommen wurde. Es könnte entweder das österreichische Mörbisch oder ungarische Fertörákos sein. Illmitz im Osten ist zu weit weg vom Seeufer.
Ach und Frau Kochschlmape, ich weiß gar nicht was Sie haben von wegen Orientierung. Da waren doch 1a-Anhaltspunkte wie die etwas herausstehende Schilfgruppe auf Bild 3 *ggg*
Und danke für das Ausflugskompliment, kann ich nur zurück geben! Ich wundere mich ja auch nicht wegen jeder Kuh am Straßenrand Aber die Kräfteparallelogramm-Erklärung hätte ich schon gerne mal gehört! Vielleicht beim nächsten Wasserausflug?
Kommentar von Anikó — 15. August 2010 @ 22:51 |
[...] bekommt, nachdem der erste Laden nicht 100 % überzeugen konnte (Teil I hier, Teil II liest sich hier) und damit will ich meinen kleinen Ausflug an den Neusiedler See aber auch abschließen. Als [...]
Pingback von Reisebericht: Neusiedler See III « Kochen für Schlampen – Hamburg, Berlin, Zürich — 6. Oktober 2010 @ 10:53 |
[...] noch einige Tage am Neusiedler See ran, die Frau Kochschlampe ganz wunderbar beschrieb (hier und hier und hier) Jedenfalls war von Anfang an klar, dass wir auch noch eine andere Stadt Ungarns [...]
Pingback von Werbung für Ungarn: Kulturhauptstadt Pécs – Kleiner Stadtrundgang « Paprika meets Kardamom — 11. Januar 2011 @ 06:37 |