Richtung Himmelfahrt habe ich mich leichtsinnig verpflichtet, für ein pro forma Frühstück verantwortlich zu zeichnen bei dem nur irgendwas schnell auf die Hand genommen werden soll, bevor wir aufbrechen, ein wenig durch die Gegend fahren und dann unterwegs irgendwo richtig frühstücken. Das kommt davon, wenn ich meine Klappe nicht halte und sage, dass ich auch zum ersten Frühstück mehr als einen Keks bekommen möchte. Entsprechend kam: ‘This is your kitchen.’
Na dann. Was will ich machen? Meine ersten Gedanken gingen in Richtung von Apple Bread, Scones oder Muffins. Weil sie einerseits traditionelles Frühstücksgebäck sind und andererseits einfach schnell gehen. Und dann… dann hat mich der allgemeindeutsche Patriotismus erfasst und ich wollte nichts angelsächsisches mehr machen. Was also aus dem - im weiteren Sinne – heimischen Frühstücksangebot würde sich anbieten?
Prompt habe ich mich an Franzbrötchen erinnert, die ich immer wieder gern esse, obwohl ich nicht aus Hamburg komme. Die gibt es nämlich auch bei recht vielen Berliner Bäckereien (auch wenn sie da teilweise als Zimtbrötchen im Angebot sind). Da ich eine inhärente Abneigung dagegen habe, mich einer morgendlichen Backarie hinzugeben, ohne zu wissen ob sich das auch lohnt, habe ich mich an Evas Franzbrötchenrezept eines Nachmittags gewagt (und habe dann gleich die Familie und die kleine Prinzessin zu Testessern gemacht, weil sie mir über den Weg gelaufen sind). Um es vorweg zu nehmen: für einen Erstversuch war es ok, den Teig müsste ich das nächste Mal ein wenig feuchter machen (und 1-2 Minuten kürzer backen?) und natürlich: an der Form arbeiten. Da sind einige nicht so geworden, wie ich mir das vorgestellt habe und der Teig, der Teig will auch dünner von mir ausgerollt werden. Es entwickelt sich zu einem kleinen Projekt, die Dinger richtig hinzubekommen.
Franzbrötchen
bei mir: ein Blech
Zutaten
Vorteig
250 g Weizenmehl 550
250 g Milch (lauwarm)
10 g Hefe (frische)
Hauptteig
250 g Weizenmehl 550
50 g Zucker
5 g Salz
75 g Butter, weich
10-20 ml Milch (lauwarm) – falls der Teig zu fest ist
80 g Butter (weich – nicht flüssig)
Füllung
80 g Zucker
1 TL Zimt
Für den Vorteig die Hefe in der warmen Milch auflösen und mit dem Mehl zu einem Teig verkneten; abgedeckt 30-40 Minuten warm stehen lassen.
Für den Hauptteig aus allen Zutaten einen Teig kneten – Knetzeit ca. 8-10 Minuten. Teig ca. 20 Min. ruhen lassen – rund wirken – 10 Min. ruhen lassen. Teig dünn zu einem Rechteck ausrollen und mit der weichen Butter bestreichen, den Zimtzucker darüber verteilen. Dünn ausrollen heißt wirklich dünn ausrollen. Gefühlt schon eher in Richtung Strudelteig und nicht ‘dünn für einen Hefekuchen’.
Den Teig von der langen Seite her aufrollen, Schluss nach unten legen und mit einem scharfen Messer ca. 3-4 cm breite Teigstücke abschneiden. Teigstücke in der Mitte mit einem Kochlöffelstil eindrücken und ca. 30 – 40 Min. abgedeckt gehen lassen. Währenddessen den Backofen auf ca. 230°C vorheizen.
Teiglinge in den vorgeheizten Ofen geben (am besten auf Backpapier, da Butter und Zucker aus dem Teig tropfen kann wird ); kurz Schwaden (also… Wasserdampf im Ofen erzeugen indem z.B. kochendes Wasser in einem feuerfesten Gefäß auf den Boden des Ofens gegeben wird) geben und Ofen auf 190 – 200°C zurückschalten.
Backzeit ca. 10 Min.; wenn die Brötchen eine schöne Bräune haben, die Hitze weiter reduzieren auf 175 – 180°C und so noch 10 Min. backen.
So waren mir die Brötchen ein wenig trocken, ich habe allerdings auch – obwohl sich der Teig ein wenig trocken angefühlt hat – keine zusätzliche Milch dazu gegeben. Ich war einfach nicht ganz sicher, wann sich dieser Teig ‘richtig’ anfühlt und wollte ihn nicht zu nass werden lassen. Das nächste Mal würde ich mich stärker auf mein Teiggefühl verlassen und dann sollten die kleinen Dinger noch besser werden, als sie es so schon waren.
Ich denke, dass ich das letzte Gehen evtl. als ein kaltes Gehen über Nacht im Kühlschrank austesten würde… das würde die Dinger auf jeden Fall (für mich) deutlich frühstückskompatibler machen.
Hat damit jemand vielleicht schon Erfahrung gesammelt?
Warum sollte das nicht funktionieren? Bei Brötchen mit Kühlschrankgare funzt das doch auch. Die sehen sehr schön aus.
Hut ab, das sieht nach fingerferiger Wertarbeit aus!
Sehen, doch toll aus und wie Ulrike schreibt ist Kühlschrankgare kein Problem.
Die sehen doch gut aus. Mir gefällt Gebäck, das nicht direkt nach Fabrik aussieht sowieso besser.
Bei dem anblick stellt sich die frage, ob wir nicht einfach richtig zuhause frühstücken und am see dann nur für ein kaffee anhalten. Ich hab da frühstückstechnisch nämlich immer noch nix gebucht. Und in den augen der anderen overdoen wir das eh schon mit der organisiertheit.
Die sehen richtig gut aus! – Ich kann dir gar nicht sagen, wie lange ich die schon mal wieder backen möchte, weil ich die nach diesem Rezept auch richtig gut fand.
@ Ulrike: Scheen, dann werde ich genau das beim nächsten Mal machen.
@ Schnick Schnakc Schnuck: merci.
@ zorra: beruhigend, danke Dir.
@ nata: ich finde es grundsätzlich schön, wenn auch das handgedrehte gut aussieht. Das kollidiert allerdings mit meinem Mangel an Perfektionismus in der Küche.
@ groefaz: Das ist doch hier aber die Variante für auf die Hand. Wenn wir erst richtig frühstücken sehe ich die Gefahr, dass wir insgesamt ein wenig zu spät erst losfahren… und was overdoen angeht: das ist halt deutsch-schweizerisch in seiner Liebe zum Detail.
@ Eva: Ich werd sie demnächst auch wieder machen – wir können ja Parallelbacken.
Leckerlecker! Hast Du noch ein Franzbrötchen für mich? ;o))
[...] wie man einen klassischen estnischen Kringel herstellt. Er erinnerte mich an das Bastardkind eines Franzbrötchens mit einem Hefezopf. Schließlich ist es ein mit Zimtzucker gefüllter Hefeteig, der zu einem Kranz [...]