Kochen für Schlampen – Hamburg, Berlin, Zürich

16. Dezember 2010

HIG

Einsortiert unter: Fremdgehen — kochschlampe @ 07:05
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Die Tafel

Hans im Glück ist eine kleine, sehr nette, unregelmäßig stattfindende Veranstaltung. Das erste Mal habe ich davon gehört, als der gröfaz zur Fußballweltmeisterschaft diesen Sommer in der Stadt war. Teilgenommen habe ich dann das erste Mal im August. Still und leise haben dontblog und ich uns dem Vergnügen eines 12-Gang-Menüs in freundschaftlicher Atmosphäre hingegeben. Und seitdem… seitdem haben wir an jedem, aber auch jedem Hans im Glück teilgenommen, das uns unter die Finger gekommen ist. Wir sind irgendwie davon ausgegangen, dass es einen harten Kern gäbe, den man immer wieder trifft und das nur die Leute am Rande wechseln würden. Soweit wir das die letzten Male überblicken konnte, scheint es, dass wir der harte Kern sind, der immer da ist. Meist bringen wir uns noch ein wenig eigene nette Gesellschaft mit.
Ich wollte schon länger ausführlich berichten und hatte deswegen extra vor der letzten Runde mir eine Erlaubnis eingeholt, alles fotografieren zu dürfen. Aber leider scheint mein Gehirn so früh morgens – ich bin vor der Arbeit noch kurz zum Yoga gehüpft – noch nicht so gut zu funktionieren: ich habe zwar geschafft, alles andere einzutüten, was ich den Tag über so brauchen würde, aber leider war mein Fotoapparat nicht dabei. Und so gibt es die kunstvoll verrauschten Bilder aus der Handykamera der Kleinen Prinzessin. Unglücklicherweise konnte ich damit so gar nicht umgehen, so dass mindestens die Hälfte der Bilder schon überhaupt nicht aufgenommen worden ist. Ejal, hier sind ein paar Eindrücke UND ich habe sogar die Gänge sehr weitgehend mitgeschrieben.

Vegetarier werden gekennzeichnet

Angefangen hat es mit einem kleinen Löffel voller Käse, Chutney, mit ein wenig Feige und Salbei… Mango war noch darunter gemischt. Nicht lange überlegen: Mund auf und ab dafür. Hans hat zwar ein wenig rumgemosert, dass der Käse zu Pizzaartig geschnitten sei… egal. Schmeckt.

amuse gueule

Die zweite Runde folgte sogleich: getrüffelter Kartoffelstampf. Deswegen konnte ich ganz entspannt sein, als es bei lamiacucina am nächsten Tag die Trüffeltagliatelle gab: ich war schon fein mit Trüffeln versorgt.

Trüffelfix

Nicht im Bilde ist die Rote Bete-Consommée, schlicht aus dem Glas mit ein wenig Schnittlauch. Ich liebe Rote Bete und selbst dontblog musste zugeben, dass Pfeffer nicht immer doof ist. Der tasmanische Pfeffer hat sich in der Consommée sehr gut gemacht.
Lost in Translation auch der nächste Gang. Für die nicht-Grasesser gab es Jakobsmuscheln auf einem Mangobett mit Curryschaum. Ausgewiesene Gemüsefreunde haben alternativ blaue Kartoffeln auf ihrem Tellerchen gefunden.
Jetzt wieder zum Bild (auf dem man rein gar nichts erkennen kann, ich weiß). Ihr müsst mir einfach glauben, wenn ich sage, dass das ein Schweinebraten auf getrüffeltem Topinamburpüree mit violetten Möhrchen ist. Sonderlinge haben alternativ Röstkartoffeln in ihrem Gemüse gefunden. Das Rezept dazu ist sehr ähnlich wie dieses hier. Keen Wunder – Tom gibt schließlich Kurse da und entwickelt die Rezepte.

Bis zur Unkenntlichkeit verrauschter Schweinebraten

Barbarie-Entenbrust mit Möhrchen und Petersilienwurzel – wir haben dafür ein Pilzragout präsentiert bekommen.

Barberie-Entenbrust

Weiter ging es mit Wachtel, zu der sich Safranbirne, Sahneblumenkohlmousse und Blätterteigkeks gesellt haben. Sehr interessante Konsistenz, die Sahneblumenkohlmousse. Dazu noch der Kontrast von kalter Mousse mit warmen Birnen: sehr schön.
Zweierlei Tomatenragout mit Ouzo, dazu Zucchinischiffchen mit eher flüssiger Tarubenkonfitüre und jungem Pecorino. Die Kleine Prinzessin war damit im Himmel: sie liebt Ouzo heiß und innig.
Wir nähern uns schon fast dem Ende. Na, noch nicht ganz. Aber es geht schon langsam in die Richtung der Abschlussgänge mit pochierter Birne, Stilton, Schokolädchen, Mango-Balsamico-Sauce, Mangoschaum und einer kleinen Kerbel-Deko.
Es bleibt käsig: Munster mit süßblanchierterm Rettich (sehr lecker), einem Püree (hier habe ich wirklich vergessen, was das für eines gewesen ist), marinierter Paprika und einer Sabayon aus der Kochflüssigkeit des Rettichs.
Endspurt: Schokoladenquarkbällchen mit Beerenragout und Lavendel. Tja, was soll ich sagen? Ich war nicht schnell genug für ein Bild. Aber das war das passende Schälchen:

zu spät

Und zum Abschluss dann das weihnachtlichste Element des Abends, der unter dem Motto ‘Christ Mast’ stand: Topfenmousse mit Mandarinenragout und Stollenkonfekt. Das Stollenkonfekt war gut, aber ich war so begeistert von Mousse und Ragout, dass es für mich nicht hätte dabei sein müssen.

Göttliche Topfenmousse

Und das nächste Mal, da bringe ich einen richtigen Fotoapparat mit. Wobei… das nächste Hans im Glück steht ganz unter der Ägide von Muscheln und Meeresfrüchten. Ich werde also das erste Mal ein Hans im Glück ausfallen lassen, seit ich hier angefangen habe. Aber danach, da bin ich bestimmt wieder dabei.

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11 Kommentare »

  1. ich finde die verrauschten Fotos schön. Sie fangen die Atmosphäre ein und wirken zum Teil wie Kunstwerke.

    Kommentar von lamiacucina — 16. Dezember 2010 @ 07:36 | Antworten

  2. Robert hat recht. Die Bilder sind atmosphärisch. Mir gefallen sie jedenfalls auch.

    Kommentar von nata — 16. Dezember 2010 @ 08:51 | Antworten

  3. Fotos hin oder her – es scheint wunderbar gemundet zu haben. Die Veranstaltung gefällt mir, schade das es bei uns sowas nicht zu geben scheint.

    Kommentar von barcalex — 16. Dezember 2010 @ 09:14 | Antworten

    • Dass es das nicht überall gibt,liegt daran, dass sich in Berlin die ganzen irren versammeln, die sich solche abendformate ausdenken und dann wahnsinnig genug sind sie umzusetzen _und_ dann noch genügend fans dazu kriegen, dass es sich wenigstens halbwegs trägt. Vom spotbilligen gewerberaum der stadt mal ganz abgesehen.

      Kommentar von groefaz de la cuisine — 16. Dezember 2010 @ 10:05 | Antworten

      • Die Kreise überschneiden sich dann gern mit anderen lustigen Abendveranstaltungen… ich habe den einen oder anderen wiedergesehen, der sonst auch im Pianosalon zu finden ist (bei dem ich hoffe, dass sie bald wieder ordentliche Räume haben). Eigentlich sollte es doch aber in allen größeren Städten genügend Leute geben, die bei sowas mitmachen würden. Mal abgesehen davon, dass Gewerberaum nicht immer erschwinglich für solche Veranstaltungen ist.

        Kommentar von kochschlampe — 16. Dezember 2010 @ 10:31

  4. HIG findet üblicherweise montagabends statt. Das ist kein termin, den man ohne gewalt aus zürich heraus wahrnehmen kann. Auch sind die ankündigungen immer derart kurzfristig, dass man unter CHF400 die luftfahrtindustrie nicht dazu bringen würde einen montagnachmittag rechtzeitig hin und dienstagabend wieder zurück zu bringen. Ich glaube ich spar einfach mal ordentlich!

    Kommentar von groefaz de la cuisine — 16. Dezember 2010 @ 10:09 | Antworten

  5. @ lamiacucina: das freut mich, dass die Stimmung halbwegs rüberkommt.

    @ nata: sehr schön.

    @ barcalex: Es schmeckt immer sehr gut – vielleicht solltest Du es dann selber anregen?

    @ groefaz: ich bekomme die Termine schon immer sehr früh von Hans, also für seine Verhältnisse, aber mehr als 2-3 Wochen Vorwarnzeit ist leider nicht. Das genaueste was ich im Moment weiß ist ‘Mitte, Ende Januar’.

    Kommentar von kochschlampe — 16. Dezember 2010 @ 10:29 | Antworten

  6. Nach zwei leveln kann man auf kommentar antworten nicht mehr antworten, anscheinend. Also Re: „Eigentlich sollte es doch aber in allen größeren Städten genügend Leute geben, die bei sowas mitmachen würden.“

    Ich glaube, das ist eine sicht aus der bunten, unerwachsenen berlin-bubbel welt. Berlin ist von aussen gesehen nicht deshalb so hip, weil es das alles auch woanders gibt, sondern gerade weil nicht. Das merkt man nur nicht, wenn man immer _in_ berlin ist. Da ist alles was man dort sieht normal und man fragt sich, warum es das woanders nicht auch geben sollte.

    Kommentar von groefaz de la cuisine — 16. Dezember 2010 @ 10:46 | Antworten

  7. Wow. Danke für diesen höchst appetitanregenden Bericht – ich finde auch die Bilder tragen erheblich zum Flair bei. Mal eben zu einem Menu nach Berlin fahren ist leider auch für mich nicht so eben drin, aber auf die ‘ojaauchhinwill’-Liste ist dieses special event ganz weit oben aufgenommen.

    Kommentar von Foodfreak — 16. Dezember 2010 @ 21:02 | Antworten

  8. @ groefaz: Berlin ist normal. Andere Städte sind merkwürdig. Abgesehen davon könnte es Einzelelemente dessen, was hier so an Veranstaltungen rumfliegt durchaus auch woanders geben.

    @ Foodfreak: Ach, einfach hoffen, dass sich das angenehme mit dem nützlichen verbinden lässt und bei passendem Anlass nach Berlin fahren und einmal Hans im Glück mitnehmen. ;-)

    Kommentar von kochschlampe — 17. Dezember 2010 @ 11:32 | Antworten

  9. Schon wahr, in dem sinne, dass normal das ist wo _ich_ bin. An sich ist das ja nichts neues.

    Kommentar von groefaz de la cuisine — 17. Dezember 2010 @ 11:38 | Antworten


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