Alle annäherungen von kollegen, ex-kollegen, freunden und anderen gesellen, wie es denn wäre mal eine weile in usa zu leben habe ich bisher immer eine kategorische absage erteilt. Mit dem hinweis darauf, dass schuhe vor dem fliegen auszuziehen einfach nur für doofe ist und die lebensmittelbeschaffungssituation generell eine erbärmliche.
Nach jüngsten erfahrungen hat sich allerdings – völlig unabsichtig – New York aus diesem kategorischen no-go gebiet verabschiedet. Nicht weil es dort auf einmal kein albernes security-theater mehr gäbe, sondern weil ich durch Brother John z.B. neben anderen quellen, den grandiosen Bedford Cheese Shop (hier) kennengelernt habe, der zeigt, dass es auch taugliche käse jenseits von Dean&Deluca und deren mondpreisen im grossen apfel gibt. Und überraschenderweise nicht nur die guten sachen aus der alten welt, sondern erstaunlich klasse, subtile und charaktervolle rohmlichgeschöpfe von biokäsereien aus der neuen welt. Und housegemachte pasta.
San Francisco blieb, wie gewohnt, bisher weit hinter der gelassenheit New Yorks zurück. Allerdings gibt es einen silberstreif am horizont: Der zweimal die woche stattfindenende Ferrybuilding Market lässt althippies aus dem umland ihre produkte feilbieten. Und ich muss zugeben, kein schlechter versuch, wenn es auch, wie alles hier in der stadt, unglaublich bemüht daherkommt. Der einzige laden in dem beispielsweise etwas verkauft wird das in etwa an käse erinnert, ist die Cowgirl Creamery. Das ist natürlich nicht viel, aber ein ehrlicher anfang.
Allerdings weiss der markt auf einem anderen gebiet dann doch zu überraschen und masstäbe zu setzen: Tomaten! Hier gibt es biobauern die, völlig inbehelligt von EU-agrarverordnungen, eine unglaubliche vielzahl von extrem aromatischen und mir bisher unbekannten tomatensorten anbauen und verkaufen. Truly impressive.
Entmutigend find ich jetzt allerdings, dass man mit diesem wissen die tomaten aus San Francisco per flugzeug zu dem endgeilen bio-büffelmorzarella von Giovanni’s Cantina (z.B. in der galeria kaufhof am alex in berlin) tragen muss um eine mindblowing bella caprese zu bauen. Lieber leser, liebe leserin, wir lernen: wissen belastet. Und falls mir das ganze doch mal passiert, werde ich berichten. Versprochen.