Seitan ist so ein merkwürdiges Produkt, das nicht so recht zu mir sprechen will. Wozu zum Teufel brauche ich fake meat? Wenn ich Fleisch essen wollte, kaufte ich mir welches. Dann war die Neugierde doch irgendwann grösser als meine Ablehnung und ich habe mir eine Probepackung von 200g gekauft. Ein Freund sagte mal, dass das wie billiges Fleisch schmecke und deswegen hervorragend für Gyros geeignet sei (er lehnt jedes Gyros aus qualitativ hochwertigem Fleisch ab. Das ist gegen die Tradition). Ich habe jetzt nicht den Vergleich und finde das Zeug ein wenig merkwürdig in der Haptik, aber an sich etwas, das mit der passenden Sauce durchaus schmecken kann. Mein Enthusiasmus am neuen Produkt ging allerdings nicht soweit, dass ich mich hingestellt und selber das Gluten aus dem Mehl gewaschen hätte.
Seitan ist zwar nicht traditionell in der indischen Küche, aber mir war gerade danach. Und ich muss gestehen, dass ich auch die Idee ein wenig amüsant fand, einen Twist zum klassischen Fleisch mit Kartoffeln in indisch-vegetarisch zu bauen. Unabhängig davon, dass ich die Konsistenz von Seitan ein wenig merkwürdig finde, ist es übrigens ein sehr leckeres Essen. Die Kartoffelplätzchen kenne und schätze ich schon länger, mache sie aber leider zu selten. Ich baue darauf, dass ich nach dem Aufschreiben für die nächste Zeit aktiver daran erinnern werde. Nun denn: auf, ans Massaker. Lauter kleine Glutene mussten schliesslich für dieses Essen sterben.
Madras-Seitan mit indischen Rösti
für 1-2m je nach Hungerlage. Eher 2.
Aloo Tikka
450 g Kartoffeln, gekocht, gepellt
1-2 kleine Chilis, entkernt und fein gehackt
Salz (ca. 1/2 TL)
1 EL Koriander, frisch gehackt
1 kleine Schalotte, fein gehackt
Öl/Ghee zum Ausbraten
Das ist eine klassische Resteverwertung bei mir – ich würde dafür nicht extra Kartoffeln kochen, die lagen einfach noch in der Küche und haben auf einen Verwendungszweck gewartet.
Kartoffeln auf der groben Bircher-Raffel reiben und mit den restlichen Zutaten mischen. Zu Bällchen formen, platt drücken und in einer Pfanne bei mittlerer Hitze goldbraun braten.
Das war’s schon.
Madras-Seitan
200 ml passierte Tomaten
1 Msp. Bockshornklee
1/2 TL Fenchelsaat
1-2 cm Ingwer, gerieben
1 Knoblauchzehe, gequetscht
1.5 TL Koriandersaat
1 TL Pimenton (wer’s schärfer mag: Chili)
1 Msp. Kurkuma
Saft einer halben Zitrone
Öl zum Anbraten
1 Zwiebel, in Halbringen
4 Curryblätter (gefriergetrocknet geht auch)
200 g Seitan, gewürfelt
1 kleine Handvoll Koriander, frisch gehackt
Salz
Tomate, Gewürze, Ingwer, Knoblauch, Zitrone und Salz in einen kleinen Multihacker oder so geben und zu einer Paste verarbeiten. Bei Seite stellen.
Zwiebel und Curryblätter im Öl 15 Minuten anbraten, bis sie weich und gold-braun sind. Seitan dazu geben und weitere 3-5 Minuten braten. Gewürzpaste dazugeben, aufkochen und offen für 15-20 Minuten köcheln lassen. Koriander dazu, abschmecken, fertig.
Das sieht aufwändiger aus als es dann ist, durch die lange Zutatenliste.
Strange, aber nicht falsch.
Free Glutene! Gibt es dazu schon eine Petition?
Die armen Glutenchen :-). Mit Seitan habe ich auch schon experimentiert….gar nicht so schlecht, aber trotzdem nix, was auf Dauer hier einziehen muss. Wenn ich mir aber deinen Madras-Seitan so anschaue….einmal geht noch
Klingt gut. Mach ich nach.
Hab schon soviele Sojatierchen gemetzelt, da machen ein paar Glutene den Braten auch nicht mehr fett.
@ Schnick Schnack Schnuck: Nee, die Glutene sind doch die bösen! Oder gibt es in Deinem Umfeld keine ‘Nee, Du. Ich esse keinen Weizen mehr – das ganze Gluten ist irgendwie nicht gesund.’?
Nicht zu vergessen meine Sportmitspieler, wenn die sich an die aktuelle Empfehlung halten, dann ist niemand von denen Weizen.
@magentratzerl: Es ist nicht weltbewegend. Es ist nett und mal eine Abwechslung, aber im Endeffekt hat man nicht viel verpasst, wenn man Seitan bei Seite legt.
@ tikerscherk: Die Sojatiere schlachte und verarbeite ich lieber als die kleinen Glutene. Es mag ein Grund sein, dass ich mit den ersteren aufgewachsen bin, mit den letzteren nicht.
Hab´s gerade gekocht und gegessen. Genau, wie beschrieben.
Die Röstis schmeckten sehr gut, der Seitan war ok, die Sauce war sehr sauer und fenchelsamenlastig.
Die Zitrone würde ich das nächste Mal weglassen, und stattdessen 2 Lemonblätter mitkochen. Statt passierter Tomaten nehme ich dann eine Dose geschälter Tomaten. Die sind aromatischer und haben weniger Säure.
Danke für das schnelle Rezept!
Das würde ich jetzt gerne essen.
Du wirst lachen, ich habe sogar mal Seitan selbst ausgewaschen, das war eine lustige Aktion. Das Ergebnis haute mich dann nicht allzu sehr vom Hocker, aber ist mal eine nette Abwechslung.
Die Kartoffelküchlein mag ich auch. In meinem Rezept, das ich von der Hedonistin gemopst hatte, ist noch Kreuzkümmel drin, auch lecker.