Ich bin gern draußen im Schnee. In der Zeit, die immer so gruselig ‘zwischen den Jahren’ heißt, habe ich aufgrund der Betriebsferien immer ordentlich Zeit, in der einen oder anderen Form draußen im Schnee zu sein. Eigentlich wollte ich heute mit der Kleinen Prinzessin eine kurze Wanderung am Ruppiner See machen, aber leider ist der öffentliche Nahverkehr in und um Berlin derzeit derartig unzuverlässig, dass wir lieber auf ein bewährtes Konzept zurückgegriffen haben: Grunewald. Seit nunmehr 30 Jahren ist das für uns die bewährte Variante, wenn es um Spaziergänge, Fahrradtouren, Picknicks und Baden geht. Es soll Berliner geben, die noch nie im Grunewald gewesen sind. Wie und warum die das machen, wird mir immer unverständlich bleiben.
Wenn man sich die S-Bahn so anschaut (sie fährt immerhin noch alle 20 Minuten), kann man fast verstehen, wieso es da das eine oder andere wetterbedingte Problem gibt. Andererseits… es ist jetzt mindestens der dritte Schneewinter in Folge, so langsam könnte die BVG auch lernen, wie man mit Schnee und Eis umgeht.
Da sich die Kleine Prinzessin und ich verpasst hatten, durfte ich ein wenig gelangweilt auf dem S-Bahnhof rumstehen. Das ist der Ausblick. Glücklicherweise war meine S-Bahn so viel zu spät, dass es nur 5 Minuten gedauert hat, bis Madame ankam und wir in den Wald konnten.
Jedes Jahr das gleiche: das Ökowerk macht über Weihnachten und Silvester zu. Ich gehe nach einem Spaziergang im Wald gern noch auf Tee und Torte, Kaffee und Kuchen oder was auch immer in ein Café. Und ich mag das Ökowerk, anscheinend mögen sie mich und meine Schneespaziergänge nicht: ich bin da bisher immer nur im Frühjahr, Sommer und Herbst, nie aber im Winter gewesen.
Der Grunewald ist wunderbar eingeschneit – es gibt ein paar größere Forstwege, die halbwegs ok festgestrampelt sind, aber die meisten Wege sind eher wie der hier: mit ein wenig Glück hat seit dem letzten Schneefall jemand eine Spur vorgelaufen. Wenn nicht, wünscht man sich Schneeschuhe, weil man sonst gern bis zu den Knien im Schnee versinkt.
Es sind erstaunlich viele Skilangläufer unterwegs. Sobald man ein wenig weiter von Parkplätzen und S-Bahnen entfernt ist, trifft man nur noch ungefähr alle Viertelstunde andere Menschen und die meisten sind Skilangläufer, die angefangen haben, im Wald Loipen zu laufen. Der Schnee scheint den gut gelaunten Bergbewohner im an sich eher als leicht grummelig bekannten Berliner zu wecken: es wird freundlich alles gegrüßt, was einem so vor die Füße läuft. Vollkommen neue Erfahrung.
Es gibt mehrere Klassiker, die bei einem der langen Spaziergänge (wir waren knappe 3 Stunden unterwegs), vorkommen. Dazu gehören:
„Ich muss Pipi.“
„Ich hab Durst.“
Und nicht zuletzt: „Wo sind wir hier eigentlich?“
Unabhängig davon, dass wir auf eigentlich allen Wegen des Grunewalds schon zu allen Jahreszeiten unterwegs gewesen sind, verlaufen wir uns doch regelmäßig und sind dann immer sehr froh, dass die Kilometersteine gepflegt werden. Zwar ist die Entfernung darauf eher als ungefähr denn als absolut zu sehen, aber was stimmt, das ist die Richtung. Und so haben wir sicher wieder zurück an unseren Ausgangspunkt gefunden und konnten uns in Richtung Café bewegen.
Ich habe mich der klassischen Schwäbischen Apfeltorte mit Sahne und die Kleine Prinzessin einer – theoretisch – Grillparzertorte hingegeben. Ich bin allerdings recht sicher, dass sie eine andere Torte bekommen hat. Irgendwas mit Marzipan und Pistazie. Wie immer war beides sehr gut.
Trotzdem war ich sehr froh, dass ich Zuhause dann noch Kartoffelgulasch von gestern Abend hatte. Was richtiges halt.
Kartoffelgulasch
für 2 (aus dem Magazin der Süddeutschen, 2010/48, nur leicht adaptiert)
Butter
1/4 kg Zwiebeln, geschält und in feinen Ringen
1 EL Tomatenmark
1/2 EL Rosenpaprika
200 ml Pizzatomaten
1/8 l Gemüsebrühe
1/2 kg Kartoffeln, geschält und in großen Würfeln
2 Knoblauchzehen, fein gewürfelt
1/2 EL Kreuzkümmel, gemahlen
ein wenig abgeriebene Zitronenschale
Salz, Pfeffer
3 EL gehackte Petersilie
100 ml Saure Sahne (oder Schmand. oder Crème fraîche)
Die Zwiebeln in der Butter glasig dünsten. Tomatenmark und Paprika unterrühren. Pizzatomaten und Gemüsebrühe dazugeben und zugedeckt ca. 10 Minuten leise köcheln lassen. Die Kartoffeln, Knoblauch, Kümmel, Zitrone und Salz dazugeben. Etwa 25 Minuten köcheln lassen oder bis die Kartoffeln gar sind. Pfeffern, Petersilie dazugeben und noch einmal abschmecken.
Auf Tellerchen geben und mit Saurer Sahne versehen. Eventuell mit ein wenig Petersilie dekorieren.
Lecker. Und wunderbar geradeaus. Was besonders nach der Völlerei der Weihnachtstage begrüßenswert war.
Wollte heute auch dringend Schneeschuhe bei der Flächeninspektion an der Elbe *seufz* Man konnte kaum den Deich erkennen … Und finde Euch mutig, dass ihr in den Wald gegangen seid, im LK Göttingen und Umgebung isses mittlerweile mehr oder weniger verboten in den Wald zu gehen wegen akuter Schneebruchgefahr :-/
Und das Kartoffelgulasch sieht sehr lecker aus
Kommentar von Anikó — 28. Dezember 2010 @ 21:53 |
Die kleine Prinzessin und die Schneekönigin. Schön!
Kommentar von Schnick Schnack Schnuck — 28. Dezember 2010 @ 22:23 |
coole inspiration. gulasch war für mich bisher immer nur fleisch und deftige sauce. merci!
Kommentar von uwe@highfoodality — 29. Dezember 2010 @ 00:04 |
Nach den Torten mit Sahne durfte es ruhig etwas Leichteres sein. Hauptsache wärmend. Schön viel Schnee habt ihr.
Kommentar von lamiacucina — 29. Dezember 2010 @ 07:15 |
„Seit nunmehr 30 Jahren ist das für uns die bewährte Variante, wenn es um Spaziergänge, Fahrradtouren, Picknicks und Baden geht.“ Angeberin!
Kommentar von groefaz de la cuisine — 29. Dezember 2010 @ 09:30 |
@ Anikó: Schneeschuhe hat gerade der Tchibo-Mann im Angebot…. das Gulasch ist auch toll.
@ Schnick Schnack Schnuck: bekomme ich dann auch ein Krönchen?
@ uwe@highfoodality: immer gern.
@ lamiacucina: der Schnee ist toll. Ich muss auch gleich mit dem Schlitten raus. Trotz Bergemangel.
@ groefaz: Es kann halt nicht jeder das Glück haben, in einer so großartigen Stadt aufzuwachsen.
Kommentar von kochschlampe — 29. Dezember 2010 @ 10:47 |
Geniale Gulasch-Idee, muß ja nicht immer Fleisch sein. Wird im neuen Jahr schon sehr bald nachgekocht!
Kommentar von Sylvia — 29. Dezember 2010 @ 20:22 |
[...] Kochschlampe stapft tapfer durch die Wälder Berlins, während sich bei mir eher der Strand anbietet. Und da sich heute nach [...]
Pingback von Winterspaziergang am Strand « Paprika meets Kardamom — 30. Dezember 2010 @ 01:19 |
Wald und Schnee gibts dieses Jahr reichlich. Herrlich! Und so’n Kartoffelgulasch ist auch nicht zu verachten…
Kommentar von multikulinaria — 30. Dezember 2010 @ 13:26 |
Ich muss ja zugeben, dass mir die Schneebilder richtig gut gefallen und ich tatsächlich auch gerne da rumlaufen würde (im Grunewald war ich schon). Solange es hier immer schön taut, ist das für mich ok. Absolut in Ordnung ist auch die Marzipan-Torte, flankiert von Kartoffelgulasch. Ach so, na gut, den Apfelkuchen nehme ich auch noch mit.
Mein Mann war kurz vor Weihnachten in Potsdam, da sind alle Cacheversuche fehl geschlagen wegen der dicken Schneedecke. Ich kann mir jetzt so ungefähr vorstellen, was er meinte, als er mir beschrieb, wie es da aussah.
Kommentar von Jutta — 30. Dezember 2010 @ 15:00 |
@ Sylvia: Gulasch in fleischfrei habe ich ja von Anikó kennengelernt. Tut gut.
@ multikulinaria: Ich mag es ja, wenn es wenigstens 2 Wochen ordentlich Schnee gibt.
@ Jutta: freut mich, dass alles von Dir abgenickt wird.
Kommentar von kochschlampe — 30. Dezember 2010 @ 21:54 |
Kartoffelgulasch schon nachgekocht. Für superlecker befunden und auf die „Mach-mer-mal-wieder“-Liste gesetzt. Aus Mangel an Petersilie eine Handvoll Dill reingeworfen – hat sehr gut dazu gepasst!
Kommentar von steffi — 3. Januar 2011 @ 09:33 |
[...] mal ein neues Bild für *ähem*), aber kurz nach Weihnachten schwärmte mir Frau Kochschlampe von einem vor, dass sie sich an einem kalten Wintertag köchelte. Ich weiß, wir haben Frühling und draußen [...]
Pingback von Exotischeres Kartoffelgulasch « Paprika meets Kardamom — 31. März 2011 @ 12:45 |