Ehrlich: auch wenn ich derzeit eher gar nicht blogge, so esse ich dennoch. Die Sache ist nur, dass mir vor einiger Zeit die Kamera die Hufe hochgerissen hat (falls sie dabei auch ‘Grzimek!’ gerufen hat, so verhallte es ungehört). Natürlich habe ich auch jetzt noch einiges an Bildern im Archiv, nur beblogge ich lieber aktuelle Sachen. Bisher konnte ich mich noch nicht für eine neue Kamera entscheiden. Nun denn, wird schon noch kommen, ein neues Gerät.
Ich esse derzeit sowohl selbstgebautes als auch in der Fremde erstandenes. Hier und jetzt soll ein Fremdgehen Thema sein. Über Himmelfahrt bin ich mit anderen Menschen – u.a. dem GröFaZ de la cuisine, dessen Kamera ich kurzer Hand an mich genommen habe- mit kleinen, schnellen Autos über die Alpen gefahren. Im Bild kann man von allen dreien ein wenig was sehen. Startpunkt war Zürich, dann ging es über die Alpen nach Domodossola, entlang der Seen nach Bormio und dann wieder zurück nach Zürich. Das klingt sehr geradlienig und einfach (und das ist es theoretisch auch) und mit nur wenigen Hindernissen haben wir die Runde auch gut hinbekommen.
Es war zwar nicht das beste Wetter, aber weil wir schon mal so schön in der Nähe waren, mussten wir dringend hoch nach Schilthorn und im Piz Gloria zu Mittag essen. Das Essen ist keinen eigenen Bericht wert, die Aussicht hingegen lohnt sich sehr (noch mehr, wenn man weniger Wolken hat als wir). Für James-Bond-Enthusiasten ist das eh Pflichtprogramm, schließlich wurde hier ‘Im Geheimdienst Ihrer Majestät’ gedreht. Und selbst wenn es unten recht warm ist: nicht vergessen was warmes zum Überziehen mit hochzunehmen. Da oben sind knapp 3.000 m, da ist es schnell kalt. Ich war heilfroh, dass ich meinen dicken Cocktailian-Kapuzenpulli dabei hatte. Das übrigens der einzige Kapuzenpullover ist, den ich mir je gekauft habe.
Nu aba zum gemütlichen Teil. Wir waren im La Stella in Domodossola. Allen, die auch nur ein wenig da in der Nähe vorbeikommen, denen rate ich dringend dazu da einen Abstecher hinzumachen und sich das Überraschungsmenü geben zu lassen. Wir haben auch die Weine nicht selber ausgesucht und so war jeder Gang mit dem dazugehörigen Wein eine vollkommene Überraschung. Es passt einfach alles schön zusammen und sie sind einer der wenigen Läden, die ich bisher in Italien erlebt habe, die wissen, was vegetarisch heißt und es eher als sportliche Herausforderung und nicht als Einschränkung empfinden.
Es gab Walnüsse mit Gorgonzola, hausgemachtes Brot mit Trockenfrüchten und Nüssen (toll) und Crudités mit Olivenöl zum Reindippen. Statt des Grünzeugs bekamen die Omnivoren lardo di colonnata mit als Einstieg. Der Spargel hat sich als kleine Konstante durch das Essen gezogen und tauchte immer wieder auf.
Was immer die anderen hatten, ich hatte Spargel alla milanese. Und habe ein wenig betrübt auf meinen Teller geschaut, weil ich sichtbares Ei eigentlich nicht so toll finde. Eigentlich. Denn in der Kombination aus grünem Spargel, Parmesan und Spiegelei hat es mir ausnehmend gut gefallen. Es hat alles einfach sehr gut miteinander harmoniert.
Ich wollte zu schnell essen und habe vergessen, ein vorher Bild zu machen. Und konsequenterweise vergessen, was es da eigentlich gegeben hat. Der Rest der Mannschaft wurde angefragt, ob sie sich noch erinnern können und so werde ich hoffentlich nachreichen können, was sich hier versteckt hatte. Ich glaube, dass es was mit Spinat und Blätterteig gewesen ist, nur bin ich wirklich nicht mehr sicher. Leider ist das Gedächtnis der anderen ähnlich schlecht wie meines. Es wurde noch zaghaft angedeutet, dass es was mit Käse gewesen sein könnte. Nichts genaues weiß man nicht.
Brennesselsuppe. 2n. Ich hab nachgeschaut, wenn mich die neue Rechtschreibung nicht immer noch manchmal aus der Bahn werfen würde, wäre ich viel sicherer, was so etwas angeht. Logisch wären 3n (Brenn + Nessel + Suppe), zumindest für mich. Aber es heißt ja auch nicht Ältern, obwohl sie älter sind (als die Kinder). Angenehm erfrischende Suppe mit ein paar Nüdelchen und Grissini mit drin. Ja, das Bild ist unscharf. Das kommt davon, wenn ich versuche ohne Blitz und ohne Stativ in einem leicht schummrigen Restaurant zu fotografieren.
Auch ganz wunderbar. Das herzhafte Himbeerrisotto, fruchtig und ein wenig säuerlich und ein wenig herb und erwachsen. Leider (bzw. zum Glück) nur eine kleine Portion, so dass ich nicht vorzeitig aus den Gängen aussteigen musste. Wer wollte bekam noch Nachschlag. Und für Menschen zur Notiz, die ihr Risotto gern schnittfest machen: so muss das aussehen und zart (trotz Bisses im Inneren des Reiskerns) auf dem Teller dahinkriechen.
Die Omnivoren waren hiervon begeistert. Ich habe mich eher zurückgehalten und mit stattdessen meiner Variante für komische Kinder gewidmet. (Hier, wieder Spargel, es ist das Thema des Abends)
Und das war sie, meine Variante. Ein wundervolles Gemüsetempura mit Aioli, scharfer Chilisauce und Sojasaucenderivat als Dipvarianten (Aioli und Chilisauce haben am besten harmoniert). Das wär so ein Grund, mir doch noch mal irgendwann eine Fritteuse anzuschaffen. Das und handgeschnitzte Fritten. Und Donuts. Wenn ich nicht aufpasse, dann habe ich bald genügend Gründe zusammen und wieder ein Küchengerät mehr. Also schnell weiter.
Sehr schön, um den Gaumen wieder freizubekommen, ein kleines Sorbet. Die Kekse sowohl hier als auch beim nächsten sind schon deswegen sehr interessant, weil sie mit ein wenig Fleur de Sel bestreut sind und so Leben in die Bude bringen.
Es verdient die Bezeichnung, weil es sehr lecker ist und wir uns beim zweiten Besuch (jetzt, Anfang Juli) die Zubereitung haben beschreiben lassen. Das ist nichts für Feiglinge in der Herstellung. Demnächst startet dazu eine kleine Versuchsreihe und wenn es erfolgreich nachgestellt wurde, wird die Doku dazu veröffentlicht. Truefax. Es ist eine mit weißer Schokolade versehen englische Crème in der karamellisierte Croissantstückchen wohnen. Darauf kommt eine Erdbeerschicht und wird dann gedeckelt mit ein wenig charmantem Vanilleeis und es gibt eine Katzenzunge mit Fleur de Sel dazu. Toll.
Schon am ersten Tag gab es ein paar technische Probleme. Die Elise (Cup Racer) und die Barchetta mochten die Pässe nicht so sehr. Die Elise hat behauptet, dass alles zu warm würde und überhaupt, von ihr werde zu viel verlangt und hat die Leistung runtergeschraubt, bis man ihr Zeit zum Erholen gegeben hat (siehe Foto oben, das war warten).
Die Barchetta fühlte sich auch ein wenig überfordert und hat deutliche Rauchsignale von sich gegeben, so dass sie den letzten Pass (Simplon) des ersten Tages schon nicht mehr mitgenommen hat und lieber mit dem Autozug unterwegs war. Der hinzugezogene Automechaniker meinte allerdings, das man vorsichtig weiterfahren könne, bitte nicht überfordern und am Montag schnell in die Werkstatt. Die Barchetta wurde erfolgreich reanimiert.
Einzig der TT hat sich von allen Bergstraßen, Pässen und wasauchimmer völlig unbeeindruckt gezeigt und ist einfach nur gefahren.
Wir sind im La Stella am nächsten morgen aufgewacht – das Frühstück ist übrigens genauso gut wie das Abendessen – und es hat geregnet. Und wie. Bindfäden, die sich schon auf mehrere Tage eingestellt hatten oder so kam es mir zumindest vor. Einer der Teilnehmer ist Engländer und kam mit strahlendem Lächeln an den Frühstückstisch, weil er endlich mal wieder zum Klang von Dauerregen aufgewacht ist. Der englische Frühling ist ihm in diesem Jahr einfach nicht nass genug gewesen, dauernd Sonnenschein, das hält doch keiner aus.
Das Frühstück im La Stella ist übrigens auch sehr gut und nicht italientypisch nur Capuccino und 3 Kekse. Es gibt eine große Obstschale, frisch gebackenen Apfelkuchen, Hörnchen, hausgemachtes Brot, Kekse aller Arten, Käse, Joghurt, klassischen Aufschnitt, Rührei und was sonst noch alles das Herz begehren könnte.
Oh wie schön! Da kriege ich gleich ganz heftig Sehnsucht nach Bergen… Die Fotos sind klasse, vor allem das erste gefällt mir sehr! Welche Strecke habt Ihr denn für den Rückweg nach ZH genommen?
Kommentar von nata — 19. Juli 2011 @ 17:25 |
Bormio, Livignio, Zernez, St. Moritz, Julierpass, Chur, Züri
(Google Maps)
Kommentar von groefaz de la cuisine — 19. Juli 2011 @ 18:39 |
Genaugenommen war dem Elise Cupracer nicht zu warm. Irgendwelche messonden, auf die die Engine Control Unit hört meldeten unter last zu oft falsche werte von irgendwas, weshalb die sich dann in diesen dusseligen „safe“ modus verstieg und die motorleistung runterregelte. Der händler (der andere) schob das auf eine nicht ordentlich aktualisierte software. Ist ja noch neu das modell, da gibt es viele updates in den ersten monaten. Erschreckende ausrede!
Kommentar von groefaz de la cuisine — 19. Juli 2011 @ 18:47 |
Ich bekomme auch Sehnsucht nach den Bergen. Und bin froh, dass unsere Brennnesselsuppe vom letzten Kochtreffen doch entfernte Ähnlichkeit mit der hier gezeigten hat. In Österreich schreibt man die Brennnessel übrigens immer noch mit drei „n“, wenn ich mich nicht verzählte. Sieht irgendwie genauso merkwürdig aus wie mit zwei …
Kommentar von Kaoskoch — 19. Juli 2011 @ 22:05 |
Also der hohe Berg an sich und ich, wir werden in diesem Leben keine Freunde mehr, aber das Essen dort, sieht verdammt gut aus Sowohl die Carnivoren- als auch Vegetarierversion. Vielleicht überwinde ich doch mal kurzzeitig meine Bergphobie und juckel dorthin um so ein Menü zu verspeisen
Kommentar von Anikó — 21. Juli 2011 @ 13:11 |
Stella D. sieht toll aus das Essen auch auf der website. Die Bilder von der Fahrt und den Bergen superschön…
Kommentar von kormoranflug — 21. Juli 2011 @ 19:16 |
Auch wenn ich normalerweise eher auf rohen Fisch stehe sieht das Rind ja mal megahammer aus. Hatte mich schon gewundert was mit dir passiert ist und bin seit längerer Zeit wieder auf deinem Blog, und es freut mich mal wieder was neues zu sehen.
Hast deinen Platz in den Bookmarks doch noch nicht verspielt
Kommentar von Sushi Meister — 27. Juli 2011 @ 00:13 |
@ gröfaz: Ich weiß, dass die Software buggy war… immerhin fehlte der Knopf zum harten Resetten, den er Dich drücken lassen wollte…
@ Kaoskoch: Jepp, hast Recht. Der Duden will auch 3 n haben… wo auch immer ich nachgeschlagen habe, es war nichts aktuelles.
@ Anikó: Ach, man muss die Berge ja nicht hochlaufen, das haben die Autos gemacht. Und im La Stella ist es fast nicht mehr bergig!
@ Kormoranflug: danke Dir & das Essen ist wirklich sehr scheen.
@ Sushi Meister: ich hab mich ja eher fern gehalten vom Rind. Und freue mich, dass ich noch nicht aus der Liste geflogen bin. Ich werd erstmal unregelmäßig weitermachen – ich konnte mich noch nicht zu einer neuen Kamera entscheiden.
Kommentar von kochschlampe — 28. Juli 2011 @ 21:59 |