Neulich hat sich wieder einmal die Frage gestellt: was mache ich mit dem Grün der Roten Bete? Als asiatisierte Nudeln wollte ich sie nicht wieder haben und beschloss so zu tun, als wäre es Spinat. Abgesehen davon, ist es inzwischen wieder kalt genug geworden, dass ich mit Freuden dicke Suppen und Eintöpfe esse – beides sind für mich klassische Winteressen (auch wenn ich den Beitrag gerade im Garten in der Sonne schreibe: ich muss eine dicke Fleece-Jacke dabei tragen. Eindeutig die kalte Jahreszeit). Nach ein wenig hin & her habe ich beschlossen, mich an eine Suppe aus der Essen & Trinken zu wagen: Gemüse-Nudel-Suppe mit Räuchertofu. Das klang gut und ich hatte noch dazu fast alles im Haus. Ich gehe ungern kurz vor dem Essen noch schnell alles einkaufen, was eigentlich noch ins Rezept gehört: dafür bin ich nicht geduldig genug, was die Befriedung meines Hungers angeht. Lieber koche ich dann was anderes oder ersetze alle verlangten Zutaten durch das, was meine Küche gerade hergibt und lebe damit, dass die Ergebnisse manchmal ein wenig anders sind, als es im Rezept vorher klang. Oder wie es in einem Tweet von davidlebovitz hieß: ‘If You Substitute Other Ingredients, Do Not Expect Similar Results’. Mach ich dann auch nicht oder zumindest nicht für lange. Hier wurden natürlich auch Zutaten ausgetauscht und das Ergebnis war eine sehr leckere, handfeste Suppe.
29. Oktober 2010
27. Oktober 2010
Synchronkochen: Butternuss-Parmigiana
Neue olympische Sportart: Synchronkochen.
Mit anderen Worten: neulich wollten Anikó und ich das gleiche kochen, da aber unsere Küchen unpraktischerweise etwa 400 Kilometer von einander entfernt sind, hatten wir für einen gemeinsamen Kochabend ein kleines logistisches Problem, das wir so gelöst haben, dass wir in unseren jeweiligen Küchen parallel die Butternuss-Parmigiana gekocht und das ganze jeweils mittels Skype-Viedotelefonie an die andere übertragen haben. Quasi gemeinsamer Kochabend mittels moderner Kummunikationstechnologie. Der GröFaZ hatte vorgeschlagen, doch gleich alles per QT Broadcaster zu streamen, aber ich bin sicher, dass ich dabei das falsche Subnetz freigeben würde & mich auf einmal wildfremde Menschen in häuslichen Schlumpfklamotten in der Küche hantieren sehen. Das muss ja nicht sein.
Um ein wenig Anikós Kochzeiten entgegenkommen zu können, habe ich mir nach der Arbeit schnell eine Stulle gemacht und war enttäuscht wie selten: das Brot der Hofpfisterei hat überhaupt nicht geschmeckt. Es war das erste Mal seit sehr langer Zeit, dass ich ein Brot nicht aufessen wollte, weil es einfach nur nass & schwer war.
Synchronkochen an & für sich ist sehr nett und macht viel Spaß, wenn man schon nicht realiter gemeinsam kochen kann, ist es das nächstbeste. Auch weil ich dabei sehen kann, an welchen Stellen Anikó anders vorgeht als ich und natürlich weil es einfach schön ist, beim Kochen nette (virtuelle) Gesellschaft zu haben. Das Ergebnis ist ein wenig störrisch, was die fotografische Abbildung angeht und doch sehr lecker. Nur 1-2 Sachen, die ich beim nächsten Mal anders machen würde, als erstes: mehr Tomatensauce einsetzen. Die Tomatensauce hat so zwar gerade eben gereicht, ein wenig mehr wäre aber noch besser. Und mehr Rosmarin, Rosmarin ist selten falsch und wurde hier von jemandem sehr Zaghaften dosiert.
24. Oktober 2010
Orata a la Ligure
Mit steigendem alter ist man ja allermeistens immer weniger schnell wirklich zu beeindrucken. Kulinarische offenbarungen werden entsprechend seltener, oder sind nur noch mit wirklichem aufwand zu erlangen. Seit dem Steak bei Peter Luger ( siehe Trip Report: Peter Luger Steakhouse, Brooklyn, NY ) im letzten jahr gab es keine (bei mir), bis ich im August an die ligurische küste fuhr und dort das glück hatte, bei Rosa im Restaurant Rosa in Camogli einzukehren.
Das familienbetriebene restaurant liegt hier, mit einem sensationellen ausblick entlang der ligurischen küste und hat unter anderem unterschiedliche fische „a la Ligure“ auf der karte.
Ich hatte Orata a la Ligure. Und himmel, war die gut! Weit über allem, was ich bisher als fisch auf dem teller hatte. Mein hirn schaltete sich zwischenzeitlich ab und ich war nicht ansprechbar.
Das ganze ensemble auf dem teller war molto semplice. So dermassen molto semplice, dass ich nichts fand, an dem ich mich festhalten konnte um mir diese gschmackskomposition zu erklären.
Das ganze ist dramatsich einfach und schafft es dabei doch eine fantastisch balancierte, vielschichtige textur- und geschmackslandschaft (mit nachhall) aufzuspannen, die an ein grossen kunstwerk grenzt.
Wieder zuhause stand ich vor der frage: Was tun? Wie baue ich das nach? In den folgenden wochen brachte ich zwei (gescheiterte) versuche hinter mich, das ganze aus der erinnerung reverse-zu-engineeren. Es klappte nicht. Falsche oliven, falsche kartoffeln, fisch ohne haut, petersilie und knoblauch im öl (falsch!) und ein gewisses niveau an angehäufter frustration stellte sich ein.
Das wissend, schenkte mir die in Genua halb-lokale freundin zum geburtstag jetzt die aufschrift eines interviews dieser tage mit der köchen des restaurants Rosa zum thema „wie macht ihr die orata a la ligure eigentlich?“. Grosse freude! Und damit das rezept einmal ganze exakt wie es sein muss durchcompiliert, kamen die direkt aus Genua importierten zutaten gleich mit. Bis auf den fisch, der kam frisch vom lokalen fischhändler in Zürich.
Die zutaten sind also Fisch, Kartoffeln, Oliven, Pinienkerne, Salz, Olivenöl, Wein, Zitrone. Sonst nichts. Gar nichts.
Wie gesagt, molto semplice. Fast schon militant einfach. Deshalb z.b. auch kein knoblauch und kein pfeffer. Und eben darum spielen die art und herkunft der zutaten eine so definierende rolle. Ich werde in den nächsten monaten versuchen entsprechende zutaten in Zürich zu sourcen und stelle mich auf eine lange und harte zeit ein.
Zum fisch. Geeignet sind z.b. orata (goldbrasse/dorade), spada (schwertfisch) oder branzino (worlfsbarsch). Das filet muss mit haut sein. Für den geschmack und damit man die filets später wenden kann ohne dass sie zerfallen. Je dicker das filet, desto besser. Wenn es keine filets mit haut gibt oder der fischhändler sich weigert sie einem so zu filetieren, lieber ausgenommene, ganze fische (bei orata und branzino) kaufen und selber filetieren. Das ist arbeit. Aber dieses gericht dultet keine halbherzigkeiten.
Kartoffeln.
Ich habe diese festkochenden „patate di romagna“ aus dem supermarkt in Nervi mitgebracht bekommen. Sehr aromatisch und festkochend. Beim guten gemüsehändler sollte man ein brauchbares äquivalent finden können. Aus sicherheitsgründen wurde hier nicht rumgekaspert und erstmal der ligurische lokale defaultwert (der hier bei genauem hinsehen aus der emilia romagna kommt) auf dem bild oben geladen.
Olivenöl. Aus ligurischen oliven, mild und top qualität.
Sicherheitshalber wurde auch hier das öl direkt aus Nervi importiert. Halte ich bei sorgfältiger auswahl für ersetzbar durch etwas aus der lokalen olivenöl-schnöselbude. Ligurisch typisch wenig säure, plausibel auch wirklich aus ligurischen oliven gemacht – und nicht womöglich nur dort aus z.b. spanischen oliven gepresst.
Zitrone, Pinienkerne, Oliven
Auch alles aus Genua direktimportiert. Die pinienkerne waren ordentlich, sollten aber genausogut hier zu finden sein. Die zitrone hingegen ist schon etwas anspruchsvoller. Der saft dieser zirone hier ist deutlich weniger sauer bei zitronen, die man hier im supermarkt findet und klar intensiver im geschmack. Diese durch lokalbezug zu ersetzen wird schwieriger, ist aber womöglich kein dealbreaker wenn sie nicht exakt dasselbe ist. Die oliven hingegen sind ein absolut kritisches element. Diese schwarzen, kleinen, milden und festen ligurischen oliven mit kernen sind einer der geschmackstützpfeiler des gerichts. Ich habe hier noch keine entsprechend guten gefunden, schliesse aber nicht aus mit genügend aufwand solche oder vergleichbare zu finden. Alle, die ich bisher versucht habe aus lokaler quelle, waren leider einfach nicht elegant genug in form, textur und geschmack. Schwierig!
Salz.
Kein foto. Irgendein meersalz. Ich hatte grobkörniges, handgeschöpftes meersalz aus der salzidiotenecke im jelmoli.
Wein
Tschoh. Es muss einer dieser schnörkellosen, eleganten, mittelmächtigen, etwas buttrigen ligurischen weissweine sein. Dieser hier ist ein Lievantu Coasta di Mattelun 2009 aus den rebsorten Arborola und Bosco.
Vorgehen:
Kartoffeln (wenige, vielleicht 1-2 stück pro person) schälen und in ca 8mm dicke scheiben schneiden. 2-4 esslöffel pinienkerne auf dem boden einer grossen pfanne (für die ein passender deckel in reichweite für später liegt) trocken anrösten. Vom feuer nehmen und mit einem schuss wein ablöschen, dass die temperatur unter 100 grad sinkt. Die kerne in der pfanne dann sehr, sehr grosszügig mit olivenöl begiessen und mit nochmal mit wenigstens genausoviel weisswein anreichern und aufkochen. Bei mir stand dann sicher mehr als ein halber zentimeter flüssigkeit in der pfanne. Die kartoffelscheiben flach auf dem boden der pfanne verteilen, 2-4 esslöffel von den oliven in die pfanne geben, den saft einer kleinen zitrone (je nach säure der verwendeten fruch evtl. weniger) dazugeben und grosszügig mit meersalz überstreuen. Deckel drauf und das ganze bei mittlerer bis kleiner hitze bei geschlossenem deckel ca. 20 minuten schmoren / dünsten lassen – bis die kartoffeln so gut wie gar sind und sich aus der stärke der kartoffeln mit dem öl, den pinienkernen, dem zitronensaft, dem wein und den oliven eine im ansatz sämige flüssigkeit gebildet hat. Dann, die selbst auch gesalzenen fischfilets auf dem ganzen ensemble verteilen, ohne dass sie sich überlappen, evtl. noch etwas wein nachgiessen und bei geschlossenem deckel – je nach dicke – 4-8 minuten garziehen lassen. Am besten nach der hälfte der zeit einmal wenden. Auf dem teller anrichten. Molto semplice eben.
Heraus kommt das hier:
Und es sei mir geglaubt: es schmeckt noch um mehrere grössenordnungen besser als es aussieht.
20. Oktober 2010
Hirsotto in Möhre
Wenn ich ein einfaches & schnelles Essen haben will, dann greife ich gern mal auf ein Hirsotto zurück. Verbloggt habe ich das erst einmal und da auch ohne Bild, so dass eine Wiederholung fällig war: sogar mit einer Variation! Das ist ein no-frills essen, das man ganz wunderbar zu einem Buch oder Film nehmen kann, weil es ohne dringend hinsehen zu müssen gelöffelt werden kann. Ich kann sehr kulturlos sein, wenn es um mein Essen geht. Obwohl Hirse nicht nur lecker, sondern auch noch gesund ist, esse ich sie leider viel zu selten. Und das, obwohl ich schon im Kindergarten gepredigt bekommen habe, dass die wichtig für gesunde Haare, Zähne und Nägel ist. Manchmal hilft die beste frühe Indoktrination wenig.
So ein Hirsotto kann man mit Gemüse der Wahl machen & so wunderbar Reste verarbeiten. Ich mache das gern, wenn ich noch ein wenig dies & das habe, was für nichts Ganzes mehr reichen würde. Aber so steht schnell ein ganzes Essen, das sich aus den vorhandenen Vorräten zusammenstellen lässt. Zumindest wenn man immer ein wenig Hirse im Haushalt hat, was bei mir der Fall ist.
19. Oktober 2010
Pause am Dienstag
Wenn man keine Zeit oder Lust hat, sich dem Bhagwan Backwahn hinzugeben, dann hilft es, wenn man Freunde oder Verwandte hat, die das für einen übernehmen. So wusste ich gar nicht, dass ich heute unbedingt einen kleinen Cream Tea haben will, aber es war mir spätestens dann klar, als mir die Kleine Prinzessin gestern Abend Scones aus ihrer Überschussproduktion mitgebracht hat. Einen schlichten und 2 Rosinenscones sind so in meinen Besitz gelangt, leicht vanillig und zartschmelzend. Sehr schön
Vom Apfelkuchen hatte ich eh noch Sahne da, so dass sich ein Clotted-Cream-Mangel nicht sofort schmerzlich bemerkbar gemacht hat. Und natürlich ganz schlichte Erdbeermarmelade aus der diesjährigen Frühjahrsproduktion. Wobei mir auffällt, dass ich die nie verbloggt habe… egal, Basis-Erdbeer-Marmelade ohne SchnickSchnack. Das ist hierzu genau das Richtige. Netterweise bringt eine quasi-Kollegin immer PG Tips mit in die Büroküche, so dass ich mit passend englischem Tee meine Scones hinunterspülen konnte.
Nach welchem Rezept die Kleine Prinzessin arbeite, weiß ich leider nicht. Das eine oder andere Rezept wurde hier aber für eine Annäherung schon vorgestellt.
So sind Pausen schön.