Es gab in den kommentaren beschwerden, ich würde hier nicht mehr so oft schreiben. Gut beobachtet. Allerdings geschieht das nicht wirklich mit absicht. Vielmehr hat sich eine kombination aus wenig zeit, weniger kochen und weniger mittäter eingeschlichen, über die es hier einfach nicht viel zu berichten gibt.
Kürzlich gab es sommerferien nach New York City. Dort habe ich meinen meister im steakbraten gefunden. Peter Luger, bzw. das so benamste steakhouse in williamsburg. Die gegend ist nicht chic. Das schnöde backsteinhaus könnte auch in Dithmarschen stehen. Tatsächlich liegt es hier, am fusse der williamsburg bridge (wo das „A“ gepinnt ist):
(click for google maps)
Reservierungen für Peter Luger am wochenende gibt es in der regel nur mehr als 2 monate im voraus. Unter der woche findet man auch noch mit 3 wochen vorlauf plätze. Es gibt (nicht amerika-unüblich) feste reservierungsslots. 5:45h, 6:45h, 7:45h, 8:45h und 9:45h, mit entsprechend genau 2h tischsitzzeit. Für die reservierung braucht man eine New Yorker festnetz telefonnummer, auf der einen tag vor der reservierung zur rückbestätigung vom restaurant angerufen wird. Des weiteren gilt hier cash only. Es sei denn man trägt die hauseigene Peter Luger Credit Card. Das turnt alles erstmal ab, ist aber lokaler brauch und geht deshalb in ordnung.
Die speisekarte zentriert sich dann konsequenterweise um „steak for two“ bis „steak for four“, mit allem anderen als notgedrungenem beifang: „single steak“ scheint die notlösung für einzelpersonen, weil „steak for one“ wahrscheinlich zu dünn ist.
Das komplette menü gibts hier. Die „Luger’s Special German Fried Potatoes (for 2)“ hab ich nicht bestellt, vermute dahinter aber bratkartoffeln. Aus amerikafolkloristischen gründen wird auch eine „Peter Luger Steak House Old Fashioned Sauce“ angeboten, die von den eingeborenen vergöttert wird. In wahrheit ist eine solche sauce an dieser stelle genauso deplaziert wie ein chocolate milkshake zum essen. Aber das wissen die leute dort nicht.
Auf unserem tisch gab es „steak for two“ medium rare mit spinat und onion rings.
Sehr einfach. Und sensationell gut. Der vielschichtige, intensive und klare rindfleischgeschmack war nicht mehr von dieser welt und trieb einem die glückstränen in die augen.
Der weg zu einem solchen geschmackserlebnis liegt dann offenbar auch nicht darin, ein beliebiges stück tier in irgendeine pfanne zu werfen und zu hoffen das es schon gut würde. Zu meinem bedauern reicht es auch nicht aus, beim örtlichen qualitätsmetzger eine ordentliche scheibe porterhouse für ein kleines vermögen zu erstehen und dann dieses mit mut und präzision in der heimischen gusspfanne medium rare zu braten. Das geheimnis des glücks liegt wie es aussieht in der nicht einfach nachahmbaren, lückenlosen und pedantisch qualitätssicherung weit die steak-value-chain hinunter. Bei Peter Luger’s selektieren nur eigentümerfamilienmitglieger persönlich die frischen rindsteile individuell auf dem grossmarkt und reifen sie dann sehr sehr lange in einer eigenen anlage im restaurant. Das heisst, wenn man nur annähernd ein ähnliches prachtsteak selber braten will, muss man im peter luger im butcher shop einkaufen. Tscha! Das kann. Geht leider nur dann, wenn man auch dort in der gegend wohnt, denn der overnight shipping service gilt bedauerlicherweise nur für die festland-USA.
Wie gesagt, alles auf dem bild was nicht fleisch ist, ist unnötiges gedöns für die fan-deppen. Nun leben solche läden von denen ja auch. Und deshalb kann man sich dankbar darauf verlassen, dort beim nächsten New York besuch erneut einzukehren. Und darauf freu ich mich jetzt schon.
Wahrscheinlich würde die Soße alles (den Geschmack) zerstören.
Ich esse eigentlich immer weniger Fleisch; aber dieses Steak würde ich auch gerne essen ^^
Ich wusste gar nicht das man Spinat zu Steak isst.
Kommentar von Hanabi — 6. September 2009 @ 13:58 |
Mir geht es wie Hanabi, immer weniger hier (trotz ungarischer Gene), aber so ein Steak *sabber* … Meine Güte, sieht das köstlichst aus!
Kommentar von Anikó — 6. September 2009 @ 19:08 |
Wenn Fleisch, dann aber unbedingt so. Gibt es hier glücklicherweise auch wieder zunehmend. „The Bird“ in Berlin, „Die Bullerei“ in Hamburg. Mich würden vergleichsweise noch die Preise interessieren.
Kommentar von Schnick Schnack Schnuck — 7. September 2009 @ 09:06 |
The bird ist bodenständig und gut, aber sowohl beim fleisch als auch bei der zubereitung sind die jungs dort deutlich amateuristischer unterwegs. Allerdings find ich deren zielsetzung am ende the best burger in town anzubieten lobenswert. Die napalm chicken wings dort haben auch mal frau K die ohren rausgehauen. Nicht mein ding (schmerzscharf zu essen) aber ich mag den laden trotzdem sehr gern.
Kommentar von groefaz de la cuisine — 7. September 2009 @ 20:06 |
Ja, in der Bullerei haben wir auch neulich ein göttliches Rinderfilet gegessen. Butterzart! Plus Prominentengucken mit Tim. War jut jewesen.
Kommentar von zitronencurry — 7. September 2009 @ 11:54 |
Die Steaks sehen großartig aus. Wieviele Dollars muss man so für 2 Personen berappen?
Kommentar von Kormoranflug — 7. September 2009 @ 12:41 |
Die preise waren erfreulich moderat. Für amerikanische verhältnisse natürlich teuer, vor allem weil es dort eine kultur gibt, nicht viel geld für essen auszugeben. Das steak for 2 war $75 oder $80. Das bezahl ich in zürich beim metz bereits im einkauf für ein 2-personenstück – und das hat nicht die qualität wie hier. Beilagen waren $6-$7 (spinat und onion rings). Insgesamt waren wir zu zweit mit etwa $115 plus tip dabei. Das ist alles andere als abgehoben.
PS: Ich hab grad mal nachgeschaut, bei der Bullerei ist das filet pro person teurer.
Kommentar von groefaz de la cuisine — 7. September 2009 @ 19:56 |
Ich würde ja auch gern mal schnell zu Peter Luger gehen, aber mein Terminkalender ist grad voll.
Kommentar von Buntköchin — 7. September 2009 @ 20:16 |
Ja, die Bullerei ist teuer, vermutlich wegen des Promifaktors. Wir hatten das Überraschungsmenü, das war total in Ordnung (39, glaub ich), und da war das Rinderfilet überraschenderweise mit drin. Wenn man einzeln bestellt, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis ungünstig, würde ich sagen. Außer man bezahlt fürs Tim-Mälzer-Gucken. Ich gehe nochmal zum Mittagstisch und berichte dann.
Kommentar von zitronencurry — 8. September 2009 @ 09:31 |