Ich habe es getan. Ich habe das Kartoffelgratin aus der Dose erworben UND ZUBEREITET. Jawoll. Genau nach Bastelanleitung, die auf der Dose darauf gestanden hat. Als erstes habe ich einen Blick auf die Inhaltsstoffe geworfen:
- Kartoffeln (51% mit E223), also handelt es sich quasi um geschwefelte Kartoffeln y/n?
- Sauce
- Wasser
- Sahne (17%)
- modifizierte Maisstärke
- Salz
- Emmentaler
- Knoblauch
- Aroma
- Gewürze
Klingt doch erstmal nicht, als wäre es total pervers, oder? Sieht auch nicht sehr schlimm aus, wenn man sich das Endergebnis anschaut:
Wie gesagt, fein einen Blick auf den Waschzettel geworfen und ans Werk gemacht. Als erstes soll das Gratin in eine Auflaufform gegeben und für 20 Minuten im Ofen bei 210° gebacken werden.
Es sieht ja schon ein wenig eklig aus, wie es da so nackt und bleich liegt. Aber das tun andere Lebensmittel auf dem Weg, ein Abendessen zu werden ja auch. Noch muss es nicht verurteilt werden. Nach den vorgeschriebenen 20 Minuten habe ich das Dosengratin herausgeholt, um es mit Käse zu bestreuen.
Es hieß, man solle Emmentaler nehmen, also erwarb ich eine Tüte mit vorgeriebenem Plastikemmentaler, ich wollte das Gesamterlebnis nicht durch die Wahl eines falschen Käses zerstören. Und nun sollte das Gratin in weiteren 5-7 Minuten fertig sein.
5 Minuten später: nein.
10 Minuten später: nein.
20 Minuten später: das muss jetzt aber reichen.
Gratin herausgeholt und todesmutig mit der Gabel hineingelangt. Wie soll ich sagen…? Man muss davon nicht sofort kotzen. Gleichzeitig ist die Plastikemmentalerschicht das leckerste an der ganzen Angelegenheit. Es war eine sehr merkwürdige Kartoffelsorte – wäßrig/mehlig zu gleichen Teilen. Die Sauce versaut das Geschmackserlebnis dann vollends. Zu wenig Sahne, das muss doch komplett aus Sahne bestehen! Dafür zu einer komischen Pampe angerührt mit der Maisstärke. Das ist kein Geschmackserlebnis, das man sich nach einer Wartezeit von (mit Vorheizen) einer knappen Stunde wünscht. Mit etwa 10 Minuten Mehrinvestition kann man ein wirklich gutes Gratin selber herstellen.
Zusammengefasst lässt sich sagen: komische Zutaten, wenig liebevoll zusammengestellt zu einem nicht wirklich ansprechenden Gesamterlebnis zusammengebacken. Lohnt weder die Zeit, das Geld noch die Mühe, die es erfordert. Wirklich.
*schauder*
Das Gratin ist dann im Müll gelandet, da selbst die Käsekruste zu sehr mit der Sauce kontaminiert war.
Für diesen heroischen Selbstversuch wäre fast ein Tapferkeitsorden angebracht – der Goldene Dosenöffner am Küchenzwirn oder so.
(Ob es wohl Leute gibt, die dieses Zeug mehr als einmal kaufen? Und auch essen?)
Herzlichen Dank für wunderbar formulierten Bericht. So endet ein langer Tag noch mit fröhlichem Grinsen.
Merci, dann bin ich doch gerne Versuchskaninchen.
Auch wenn mich die Vorstellung, dass es Menschen gibt, die sowas als gutes Essen verstehen, schaudern macht…
Das ist doch für frauen, die sich von maggi haben einreden lassen, dass sie ihre männer durch erwerb eingedoster bastelanleitungsgerichte in die putzig tölpelhaften versicherungsnehmerfressen aus dem werbespot verwandeln können, die dann hoffnungsfroh versuchen ihre frauen mit einer aufgerissenen büchse und einem ‘Schaaahatz! Heute koche ich!’ zu begeistern versuchen. Um die liebenswerten geschöpfe danach zu bemitleiden und sich überlegen zu fühlen.
Das bestehen dieser produkte belegt die existenz dieser leute.
Choquant!
Es gibt Dinge (Fertigfutter), um die mache selbst ich als kochfaules Etwas einen riesigen Bogen und bereite sie bei evtl. Gelüsten selbst zu… Kartoffelgratin gehört dazu. Würd ich mir nie als Dosenfutter kaufen. Dein Mut gehört wirklich belohnt!
Letztens beim Einkaufen hab ich neben den schon fertig geschälten Kartoffeln im Glas auch noch fertig geschälte und in Scheiben geschnittene Kartoffeln im Glas gesehen. Also so faul bin ja nicht mal ich. Und ich bin schon echt faul, was kochen angeht. Solange mir keiner die Hände abhackt, schäl ich meine Kartoffeln selbst!
Gestern gab es lustigerweise hier sogar Kartoffel-Gratin. Stand als Rezept-Idee auf einer Dose Champignon-Creme-Suppe… Pellkartoffeln zubereiten, pellen, schnippeln, in Auflaufform werfen, Suppe und Käse drüber, ab in den Ofen. Also auch mal ne schnelle Variante und sie war sogar sehr lecker.
Noch bessere Katastrophen des Jahres — alles samt und sonders missgeschickliche Darbietungskunst – (veranschaulichendes Bildmaterial anbei)
Die besten Katastrophen sind bekanntlich diejenigen, die förmlich im Halse stecken bleiben. Nach den Topfunglücken des (vor)letzten Jahres war es dieses (also letztes) Jahr etwas mau. Andere hatten da zwischenzeitlich mehr Glück. Allerdings nicht a…
[...] Nach den Topfunglücken des (vor)letzten Jahres war es dieses (also letztes) Jahr etwas mau. Andere hatten da zwischenzeitlich mehr Glück. Allerdings nicht aus Fehlern gelernt, sondern geschickt [...]