Kochen für Schlampen – Hamburg, Berlin, Zürich

5. August 2005

Onkel Mattel und die Achseln des Bösen

Einsortiert unter: Randbemerkung — kochschlampe @ 19:25

Onkel Mattel hatte zu den Achseln der Guten (OMRTB 02/03) auch einiges zu sagen… hier in gekürzter Form:

Einen schönen Tag hatte Onkel Mattel aber auch kürzlich, als er noch in Berlin weilte und beschloss, zusammen mit seiner früheren Verlobten eine Therme in Brandenburg zu besuchen. Einige Thermen und Bäder dieses Bundeslandes habe ich ja inzwischen schon besichtigt und natürlich waren auch echte High-, leider aber auch echte Lowlights dabei. Diesmal stand nun Bad Saarow auf dem Programm. Eine Therme, die sehr schön am Scharmützelsee gelegen ist und wofür es eine sehr günstige Kombination von Regionalbahnticket und Eintrittskarte gibt. Für nämlich nur ? 14,30 bekommt man eine Rückfahr- und Eintrittskarte. Leider wissen davon sehr viele Menschen und so ist es am Wochenende in der Therme ziemlich voll. Wir mussten sogar am Eingang anstehen und wer weiß, wie sehr es Onkel Mattel hasst, anzustehen (s.a. OMRTB 09/02), kann ermessen, welcher Geduldsprobe er unterworfen war. Doch irgendwann war auch das durchgestanden und wir kamen in das eigentliche Bad. Ein erster Blick zeigte jedoch, dass alle Liegen besetzt, einige Stühle aber ? fünf Stück an der Zahl ? noch frei waren. Ich bemerkte allerdings auch, dass eine Frau zielstrebig auf eben diese fünf freien Stühle zustrebte. Und in einem Akt der Verzweiflung, aber auch des sportlichen Ehrgeizes, warf ich aus einer Entfernung von etwa drei Metern mein Handtuch über zwei Stühle und landete einen Volltreffer. Die Frau, die vor mir lief und plötzlich ein von hinten heranfliegendes Handtuch bemerkte, war einigermaßen verduzt, aber auch sauer, denn sie benötigte, wie sie mir erklärte, vier der fünf Stühle. ?Nun,?, antwortete ich, ?Sie sind doch alleine, wieso benötigen Sie denn dann vier Stühle?? ? ?Ja, meine Freundinnen kommen eben bald und die wollen auch sitzen.? ? ?Tja, wir aber auch und da werden Sie sich wohl mit drei Stühlen zufrieden geben müssen!?. Die Frau grummelte noch irgendetwas von angeblicher Unhöflichkeit, doch gab sich dann geschlagen. Tatsächlich haben wir nur kurze Zeit später zwei freie Liegen ergattert und
mit großzügiger Geste überließ ich die Stühle den angesäuerten Frauen. Derartige Situationen gehen aber nicht immer so glimpflich aus, denn ich erinnere mich, wie ich einmal ins Lichtspieltheater ging und eine junge Frau mit einem endlos langen Schal, wie ihn sonst nur die Vorsitzende der Grünen, Claudia Roth trägt, mindestens acht Sitzplätze in einer der besten Sitzreihen reservieren wollte. Onkel Mattel ließ sich aber von solchen Sperenzien natürlich nicht beeindrucken und nahm den Endlos-Schal von zwei Sitzen herunter, um Platz für sich und seine Begleitung zu schaffen. Natürlich war die Statthalterin alles andere als erfreut und erzählte uns auch etwas von angeblichen Freundinnen, die noch kommen würden. Uns war?s egal und wir blieben sitzen und die junge Frau entblödete sich schließlich nicht, uns einen schweren Unfall auf der Fahrt nach Hause zu wünschen. Ich kann hier aber ehrlichen Gewissens behaupten, dass ich mir nicht im Geringsten Gedanken darüber gemacht habe, ob ihr Fluch auch eintreten würde.

Doch wir waren ja gerade in Bad Saarow und ich wollte noch ein wenig darüber berichten. Sieht man mal von der günstigen Kartenkombination ab, lohnt es sich aber tatsächlich nicht wirklich, dorthin zu fahren. Nach meinem Empfinden ist es mehr Spaßbad, denn Therme und auch die Saunalandschaft ist keineswegs überzeugend. Dazu fällt mir übrigens gerade ein, dass eine chinesische Reiseleiterin mir mal erzählte, dass sie, als sie in Deutschland zu Besuch war, von ihren Gastgebern zu einem Saunabesuch eingeladen wurde. Zu ihrem großen Entsetzen musste sie allerdings feststellen, dass es zum einen eine gemischte Sauna war und zum anderen, dass ? ganz im Gegensatz zu China ? die Menschen im Saunabereich allesamt nackt waren. Dazu muss man wissen, dass die Asiaten und besonders die Chinesen sehr prüde sind und sich ziemlich schämen, sich vor anderen entblößt zu zeigen. Das einzige Volk, was meiner Meinung nach aber noch prüder ist, sind die US-Amerikaner. Dies ist insofern eigenartig und bemerkenswert, als in den USA ja die meisten Pornofilme der Welt produziert werden. Dazu kann ich nicht besonders viel sagen, doch über das Thema Prüderie weiß ich schon noch etwas zu erzählen. Vor etlichen Jahren war nämlich Onkel Mattel mal wieder in den USA, genauer gesagt in Miami Beach, Florida und als er gerade in der Hotellobby stand, kam plötzlich ein Mann hereingerannt, der von einem anderen Mann, der offensichtlich mittelamerikanischen Ursprungs war, verfolgt wurde. Irgendwie war die Verfolgung dann mitten in der Lobby zu Ende und der Mittelamerikaner rief ständig irgendetwas von ?In front of my wife.?. Später stellte sich dann heraus, dass der erste Mann (ein Deutscher) sich am Strand umgezogen und dabei offensichtlich kein Handtuch benutzt hatte, um seine Blöße zu bedecken. Na jedenfalls fasste der andere Mann (ein Exil-Kubaner) dies als eine Beleidigung seiner Frau (wahrscheinlich US-Amerikanerin) auf und wollte den Deutschen nicht nur zur Rede stellen, sondern auch gleich vermöbeln. So richtig ist es dazu nicht mehr gekommen, da der Deutsche ja inzwischen Zuflucht in der Hotellobby gefunden hatte. Ich war nahe dran, den Exil-Kubaner zu fragen, warum er sich denn so aufrege und ob er vielleicht den Vergleich scheue, andererseits hatte ich aber auch keinerlei Lust, fünfzehn Zentimeter kubanischen Stahls näher kennen zu lernen und so schwieg ich.

Ich will aber noch etwas über China berichten und zwar über die Profanarchitektur, also die Wohnhäuser. Schon bei uns in Deutschland sind ja die siloähnlichen Wohnbauten wenig ansprechend, doch in China sind sie geradezu grässlich. Dies trifft besonders auf die Bauten zu, die in den späten 70er bzw. Anfang der 80er Jahre entstanden sind. Man muss dazu nämlich wissen, dass die Chinesen bei diesen Bauten i.d.R. sämtliche Fenster und Balkone vergittern und zwar nicht nur im Erdgeschoss oder in der ersten Etage, sondern auch in allen anderen Stockwerken. Das tun sie wohl, weil sie Angst vor Einbrechern haben. Fährt man also bei einer Chinareise dann an solchen vergitterten Wohnblöcken vorbei, weiß man auch endlich, woher der Begriff ?wohnhaft? kommt.

Doch darüber wollte ich ja gar nichts schreiben, sondern über Bad Saarow. Was mich in der Sauna am meisten verwunderte und was mich eigentlich sogar abstieß waren nämlich die Haare bei den Frauen und ich meine natürlich nicht die auf dem Kopf. Nicht nur an der so genannten Bikinizone herrschte meist ungebremster Wildwuchs, sondern auch unter den Armen und das ist nun wirklich alles andere als schön oder appetitlich, von erotisch ganz zu schweigen. Die Deutschen und insbesondere die ostdeutschen Frauen meinen wohl, dass alles naturgegeben sei und damit automatisch eine Existenzberechtigung hätte. Wenn das aber so wäre, dann bräuchte man sich ja auch niemals die Haupthaare oder Fingernägel zu schneiden. Deren Wuchs ist ja schließlich auch naturgegeben. Da lob ich mir, was unter den Armen von Onkel Mattel und seiner Begleitung zu sehen bzw. eben nicht zu sehen ist. So sehen sie nämlich aus, die Achseln der Guten!

(c) 2003, Onkel Mattels Reisetagebuch
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