Ich gehöre zu den Menschen, die sehr großen Teilen der Kohlwelt eher Misstrauisch gegenüberstehen. Bei Manchen ist es der Grund eher loriot’sch (‘Mögen Sie Brahms?’ ‘Nein’ ‘Was kennen Sie denn von Brahms?’ ‘Nichts. Ich mag ihn ja nicht.’), bei anderen sind es traumatische Erinnerungen an grässlich zubereitetes Essen. So kann ich mich nicht aktiv daran erinnern, je Wirsing gegessen zu haben. Ich will nicht ausschließen, dass ich ihn nicht doch mal gegessen habe, aber… wie gesagt: ein unbeschriebenes Blatt. Gleichzeitig ist es eine Standardanforderung in meiner Küche, möglichst saisonal und regional zu kochen (zugegebenermaßen mit deutlichen Ausnahmen) und so komme ich im Winter um das Thema Kohl nicht so wirklich drum herum. Glücklicherweise habe ich ein weitgehendes Vertrauen in die essen & trinken, dass sie in der Lage sei, auch aus mir merkwürdigen Zutaten Schmackhaftes herzustellen. Und so bin ich über ein Rezept für eine Wirsingtarte gestolpert, die zwar ein wenig zeitaufwändig, dafür aber auch sehr lecker ist. Und sie hat nicht nur Wirsing, sondern auch noch Brokkoli dabei, ein von mir sehr geschätztes Mitglied der Brassica-Familie, um den Einstieg zu erleichtern.
Glücklicherweise kann ich mich hin und wieder den Freuden des sogenannten Home Office hingeben, was dazu führt, dass ich an den Tagen dann meist ein wenig mehr Zeit in der Küche verbringe… weil der Weg wegfällt und natürlich weil ich Sachen mal eben ein wenig noch nebenher machen kann. Die Wirsingtarte war das Ergebnis eines solchen Tages und lohnt sich. Wer allerdings auf die Idee gekommen ist, dass das sechs Portionen seien… kennt meinen Appetit nicht. Ich halte die Tarte, mit begleitendem Salat, eher für ein Essen für maximal drei Personen.
Draufsicht: