Kochen für Schlampen - Hamburg, Berlin, Zürich

16. April 2008

… und wieder eine still gehegte Vermutung bestätigt

Gespeichert unter: Randbemerkung — kochschlampe @ 11:15 Uhr nachmittags
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Ein netter Artikel aus der SZ Wissen:

Lass es Dir schmecken, Baby!

Im Stillen habe ich schon länger vermutet, dass übertriebene Behütung zu nichts Gutem führen kann. Weder übertriebene Hygiene, noch ein sehr eingeschränkter Essensplan führen zu weniger Allergien. Im Gegenteil: dadurch, dass sich das Immunsystem langweilt, schießt es auf harmlose Stoffe und so kommt es verstärkt zu Allergien.

Also: lasst eure Kleinstkinder Abwechslung auf dem Speiseplan haben. Lasst sie die Gaumenfreuden entdecken, die unterschiedlichen Geschmäcker. Und auf einmal gibt es Kinder, die weniger Allergien haben und gleichzeitig gute und experimentierfreudige Esser sind.

(via Kaltmamsell)

17 Kommentare »

  1. Ein Zitat aus dem Artikel, bei dem ich mich echt an den Kopp fasse: “Neulich ist eine Mutter in meiner Sprechstunde in Tränen ausgebrochen, weil ihr Baby bei der Oma Fisch bekommen hat.”

    Wie bescheuert ist das denn?! Man sollte sich mal Gedanken darüber machen, was Kinder in früheren Jahrzehnten so zu essen bekommen haben (…und dass sie erschreckend wenige oder gar keine Allergien hatten). Ich bin immer mehr der Meinung, dass Eltern zwingend einen “Eltern-Führerschein” machen sollten, bevor sie ihr erstes Kind bekommen. Dann würden solche Mätzchen mit allergenfreier Kost und Tränenausbrechen beim Fischessen ganz schnell rapide abnehmen.

    Nä, echt, da kommt mir der Mock hoch! Solchen Eltern, die Nahrungsmittel als gefährliche Waffe ansehen, würde ich gerne mal so richtig die Meinung sagen. Ach, ich ereifere mich gerade… ;-)

    Kommentar von Martin — 17. April 2008 @ 12:36 Uhr vormittags

  2. Ach ja, ich habe mich auch schon lange gefragt, wie denn die Kinder früher alle groß und stark wurden.

    Dass die Nahrungsmittelmafia für solchen anti-allergenen Quatsch auch noch Abnehmer findet ist schon erschreckend. Aber die Leute kaufen ja auch fett- und/oder zuckerreduzierten Chemieabfall und mit Geschmacksverstärkern “genießbar” gemachte Fertiggerichte…

    Kommentar von dontblog — 17. April 2008 @ 8:56 Uhr vormittags

  3. Ha, sehr schön geschrieben! Ganz meine Meinung. Ich denke auch, dass es nichts bringt Kinder übermäßig zu behüten. Der Körper muss einfach ausgewogen ernährt werden und lernen mit seiner Umwelt umzugehen, und nicht davor verteidigt werden.

    Kommentar von tex — 17. April 2008 @ 12:25 Uhr nachmittags

  4. Nur, dass ‘früher’ unsere Lebensmittel halt eben nicht mit Pestiziden und ähnlichem Mist vollgepumpt waren. Ausserdem kamen Kinder in der guten alten Zeit auch viel weniger in Kontakt mit exotischen Lebensmitteln, denn eigentlich war die Nahrung viel weniger vielfältig. Ich bin auch der Meinung, dass ein Kind prinzipiell alles probieren sollte, aber nicht zu früh und in vernünftigen Mengen. Allergien sind echt ernst zu nehmen, ohne gleich in Panik zu geraten :).

    Kommentar von Viva — 17. April 2008 @ 5:54 Uhr nachmittags

  5. @Viva: Niemand hat was davon gesagt, dass man Müll verfüttern soll - und gegen Bio-Essen spricht sicherlich nichts, wenn man Angst vor Pestiziden hat.

    @Martin: ich werde dazu nur kurz eine Liebligsgeschichte von Herrn E erzählen. Die besorgte vegetarische Jungmutter ist mit dem Nachwuchs bei der Kinderärztin, voll der Bedenken, ob es dem kleinen Liebling denn auch noch gut ginge: es hat auf einem Kindergeburtstag Wiener Würstchen gegessen! Trockene Reaktion der Ärztin: “Ach, wissen Sie… so richtig schlecht geht es nur den Kindern, die gar kein Fleisch bekommen….”
    Auch wenn ich als Vegetarier nicht mit der Aussage der Ärztin übereinstimme, so doch mit der Grundhaltung: so mal ein Würstchen schadet sicher nicht.

    Kommentar von kochschlampe — 17. April 2008 @ 9:39 Uhr nachmittags

  6. Obwohl ich den Artikel sehr beruhigend und erfrischend finde (HA-Milch ist ja so ekelhaft!!) ein Kommentar @Martin - sofern Du keine Kinder UND keine Allergien hast, nimm den Mund mal nur halb so voll. Wenn nämlich eine Allergikerin und ein Neurodermitiker zusammen Nachwuchs haben, würden sie einfach alles tun, damit das Kind beides nicht bekommt, wohl ahnend, dass es sich bei den meisten Ernährungsempfehlungen um - naja - Vermutungen handelt. Wie sehr man damit übertreibt, hängt stark vom Kinderarzt ab, der meistens die Ernährungsempfehlungen ausspricht. Aber wenn man einmal ein Kind gesehen hat, dass sich das Gesicht nachts blutig gekratzt hat und vor Müdigkeit kaum noch aus den Augen gucken kann, der versucht halt alles. Wer deshalb nach einem Eltern-Führerschein schreit, hat irgendwas nicht richtig verstanden.
    Und auf Sprüche vom Kaliber “Wie haben die Frauen/Kinder/Menschen das denn früher gemacht?” kann ich nur sagen: Zu früheren Zeiten waren Kinder sehr schnell tot. Ob vom Durchfall, vom Asthma, der Weizenunverträglichkeit, Unterernährung der Geburt oder einer banalen Infektion. So gesehen könnte man das bißchen Heuschnupfen lächelnd in Kauf nehmen…

    Kommentar von lemoncurry — 17. April 2008 @ 9:50 Uhr nachmittags

  7. @lemoncurry
    sorry, ich wollte sicherlich niemandem auf den Schlips treten. Ich hatte lange Jahre eine Freundin, die massive Neurodermitis hatte, ich weiß also recht gut, wie man dann aussehen kann. Ich habe nur dagegen gewettert, dass es symptomatisch ist, dass gewisse Eltern, auf denen die Allergieproblematik nicht zwingend zutreffen muss, so einen “Hype” veranstalten. Ich erinnere an den Fisch bei der Kinderärztin, das fällt bei mir schlichtweg unter “Hysterie”. Und mit “früheren Jahrzehnten” meinte ich eher die 60er-80er, nicht das Mittelalter ;-)

    Sollte bei den Eltern eine erbliche Disposition vorliegen, ist es bestimmt sinnvoll, die Ernährungssituation des Kindes kritisch zu beurteilen und entsprechend zu handeln, keine Frage. Also, liebe lemoncurry, nix für ungut, aber ich habe die letzten Tag öfters mal keinen Clown gefrühstückt und entsprechend leicht bin ich bei Manchem momentan auf die Palme zu bringen…

    Kommentar von Martin — 17. April 2008 @ 11:02 Uhr nachmittags

  8. @Martin: Nix für ungut. Es ist bloß einfach frustrierend, sich mit diesen Ernährungsregeln herumzuschlagen, die man selbst eigentlich für Mumpitz hält (zum Glück haben wir einen gemäßigten Kinderarzt), dann ändern sich die Regeln auf einmal (”Milch vorenthalten SCHADET dem Kind!!!”) und dann wundern sich Leute ohne allergiegefährdete Kinder, dass Eltern hysterisch sind. Und das ist eben das Problem: über Leute, die ihre Kinder ohne Not mit Sojamilch füttern, brauchen wir kein Wort verlieren, aber mittlerweile gelten praktisch alle Kinder als allergiegefährdet, weil praktisch alle Eltern irgendeine Allergie haben. Und das mit dem Fisch ist nicht ganz so abstrus: Fisch, Nüsse und Eier sind hochallergen, und bislang hieß es “nicht vor dem ersten Geburtstag”. Und wenn jemand dem Kind dann Fisch gibt, muss man schon etwas schlucken, denn rein theoretisch könnte das eine Lebensmittelallergie auslösen. Vielleicht. Unter Umständen. Ob man dann heulend irgendwohin rennt, ist natürlich eine Frage des Nervenkostüms.
    Zu dem Hinweis auf die früheren Jahrzehnte muss ich leider sagen: Ganz genau. Das sind wir - von oben bis unten voll mit Allergien. Woran das genau liegt, weiß allerdings keiner.
    Noch einen Nachtrag:
    1) Hab inzwischen sogar gelesen, dass das Stillen überhaupt nicht gegen Allergien hilft. Da wurden jetzt wieder Generationen von Müttern mit der moralischen Peitsche in der Hand gezwungen, auf Teufel komm raus voll zu Stillen, und jetzt ist wieder alles umsonst. Frust.

    Kommentar von Zitronencurry — 18. April 2008 @ 12:13 Uhr nachmittags

  9. Nur mal am Rande: nicht alle Menschen haben irgendeine Allergie. Ich kenne mehrere Menschen, die nicht eine Allergie haben. Mich inkludiert (auch wenn ich nicht so dringend vorhabe, meine Gene weiterzugeben).

    Kommentar von kochschlampe — 18. April 2008 @ 1:08 Uhr nachmittags

  10. @kochschlampe:
    ich hab auch keine, und Allergiker sind in meinem Freundes- und Bekanntenkreis eher selten. Ok, mir fallen jetzt 2 mit Heuschnupfen ein, das war’s aber auch schon.

    Meiner Meinung nach haben die allgegenwärtigen Allergien mit Umweltgiften und Nahtungszusätzen zu tun, auf die der Körper nicht mehr adäquat reagieren kann. Irgendwie scheint da ein Zusammenhang zu bestehen. Und wenn ich mir anschaue, wie kritiklos gentechnisch veränderte Lebensmittel, ohne das Risikopotenzial auch nur im Geringsten einschätzen zu können, vermarktet werden (sollen), wird mir eh’ ganz anders.

    Kommentar von Martin — 18. April 2008 @ 3:23 Uhr nachmittags

  11. @martin: genau das meinte ich auch: ich glaube, Allergien hängen heute auch oft mit dem Schrott zusammen, den wir gedankenlos in uns rein stopfen - und auch Babys zumuten. Vielleicht war der Fisch aus deinem Beispiel ja auch irgendein paniertes Ding aus dem Supermarkt, dass Oma ins Baby reinstopft, so ganz im Sinne von “davon sind meine Kinder damals in den 60ern ja auch gross und stark geworden…” Glaub mir, solche Weisheiten, mit denen meistens Frauen im Omaalter prinzipiell ungefragt um sich werfen, wenn sie eine Mama mit Baby sehen, hängen mir echt zum Hals raus. Aber jetzt ereifere ich mich wirklich und komme noch dazu ganz weit vom Thema ab… Schönes Wochenende!

    Kommentar von Viva — 18. April 2008 @ 4:11 Uhr nachmittags

  12. Hm ja, die Theorie mit den Zusatzstoffen gibt es, und die fällt meiner Ansicht nach auch unter die derzeitige Mode, Lebensglück und Gesundheit allein von der Ernährung abhängig zu machen. Stress, Frust, morgens müde, Orgasmusprobleme - mit der richtigen Ernährung wird allet jut! Was nicht heißt, dass Zusatzstoffe nicht problematisch sind, besonders, wenn sie nicht ordentlich deklariert sind.
    Meine Lieblings-Allergietheorie ist eigentlich die mit der Hygiene: dass nämlich das Immunsystem nichts zu tun hat und die falschen Antikörper bildet: nicht genug Dreck, nicht genug Rotznasen von anderen Kindern etc. Aber das ist auch nur eine Theorie, und wie immer eigentlich Statistik (nur weil Kinder, die früh in der Kita sind, weniger Allergien haben, heißt es noch lange nicht, dass deins tatsächlich keine bekommt).
    @Viva: Ach ja, die Omas. Am schlimmsten ist das Gemecker darüber, dass die Kinder von heute alles aussuchen dürfen. Dass sich die Gesellschaft womöglich geändert hat und die Eltern versuchen, die Erziehung anzupassen, kommt denen gar nicht in den Sinn…

    Kommentar von lemoncurry — 18. April 2008 @ 9:08 Uhr nachmittags

  13. Statistiken, wut und anekdoten sind immer wieder bestes kommentarfutter. Wovor man angst hat ist ja nicht immer das gefährlichste. Ich find pestizide im essen auch nicht super. Aber sollte ich nicht vorher darüber nachdenken mit dem rauchen aufzuhören? Fest steht, dass es heutzutage viel mehr allergiker gibt als damals und sicher auch, dass nicht alle allergiker damals nur als säugling starben und deshalb unentdeckt blieben. Da unklar ist, wie das alles zusammenhängt und was man im konkreten fall gegen allergien machen kann, ist wut verzweiflung, aktionismus und fanatismus tür und tor geöffnet.
    Ich als nichtallergiker (ich hab die ersten jahre im hünerstall mit den hühnern spielend zwischen bauernhöfen verbracht) habe noch nie über inhaltsstoffe von essen nachgedacht, ausser wenn es um die qualität geht. Dann gab es da noch die peinlichen momente, als ich finnischen laktoseintoleranten mädchen begeistert rohmilchkäseplatten baute, die ich dann alleine bewältigen musste. Ich hatte vor 20 jahren mal magenkrämpfe von einem mars mandel, und der verschimmelte apfelsaft den ich ausversehen getrunken hatte kam mir auch wieder hoch. Aber sonst? Nix.
    Das hilft den allergikern unter uns natürlich gar nicht. Aber was soll ich tun? Aus solidarität überempfindlichkeiten entwickeln. Ich wüsste nicht wie.

    Kommentar von groefaz de la cuisine — 19. April 2008 @ 12:46 Uhr vormittags

  14. Das ist allerdings wahr, man schätzt Risiken, die man glaubt, unter Kontrolle zu haben, viel geringer ein als andere (man hat z.B. Angst vor dem Fliegen und nicht vor dem Autofahren). Aber bei den Zusatzstoffen geht es mir persönlich gar nicht so um Allergien - die habe ich nämlich perverserweise nur gegen völlig natürliche Stoffe wie Blütenpollen und Äpfel. Mir geht es um Qualität: wo werden Zusatzstoffe verwendet, um bessere Qualität oder besseren Geschmack vorzutäuschen? Ich finde Glutamat nicht an sich problematisch, ich will aber nicht damit kochen, ohne es zu wissen. Und ich ärgere mich einfach, wenn ein Aufdruck wie “ohne Zusatz von Konservierungsstoffen” vorgaukelt, dass keine drin sind. Oder “naturidentisch”. Oder oder oder. Das ist Konsumentenverarschung, und das kann ich nicht leiden.
    Dass Laktoseintoleranz keine Allergie ist, weißt Du aber, oder? Ich meine, das hat man oder nicht, da kann man sich das Ernährungsvoodoo sparen…

    Kommentar von lemoncurry — 19. April 2008 @ 8:52 Uhr nachmittags

  15. hat man allergien nicht auch einfach oder nicht?

    Kommentar von gröfaz de la cuisine — 21. April 2008 @ 7:34 Uhr nachmittags

  16. Man hat eine genetische Veranlagung, aber ob und wie die Allergie ausbricht und vor allem, warum, ist völlig ungeklärt, wie bei allen AutoimmunErkrankungen (Neurodermitis, Reizdarm, Heuschnupfen…). Die Wissenschaft stochert da komplett im Dunkeln herum, warum das Immunsystem plötzlich verrückt spielt und Kannibalismus betreibt. Deshalb bietet sich ja so ein breites Feld für wirre Theorien und Therapien und Vorsorgemaßnahmen. Die kleine Zitrone ist z.B. mächtig vorbelastet, zeigt aber bis jetzt überhaupt keinen Anflug irgendeiner Allergie. Warum auch immer.
    Bei Laktoseintoleranz fehlt einfach irgendein Gen, das für Laktoseverarbeitung zuständig ist, so wie manche Japaner auch keinen Alkohol metabolisieren können. Die Leute, die ich kenne, die das haben, gehen ziemlich routiniert damit um - es wird eben weder besser noch schlechter, da ist kein Raum für Spekulationen.
    Historisch gesehen ist das Verdauen-Können von Laktose relativ neu (erst seit ca. 10.000 Jahren, schätzt man). “Laktoseintoleranz gilt nur in Ländern mit verbreiteter Laktosetoleranz als Nahrungsmittelunverträglichkeit, in allen übrigen Ländern ist das der Normalzustand bei Erwachsenen.” (Wiki)
    Es gibt aber auch eine Kuhmilch-Allergie, das ist eine echte Allergie, und die versucht man eben durch HA-Milch zu vermeiden. Alles klar?

    Kommentar von Zitronencurry — 22. April 2008 @ 10:25 Uhr vormittags

  17. Also ist der intolerante gelassener, weil er nicht noch die hoffnung mit sich rumträgt _doch_ noch eine lösung zu finden und deswegen über andere sachen nachdenkt als über allergene. Hoffnung als fluch. Gefickt eingeschädelt.

    Kommentar von gröfaz de la cuisine — 24. April 2008 @ 5:02 Uhr nachmittags

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